1875 -
Leipzig
: Siegismund u. Volkening
- Autor: Lange, Karl, Weber, Hugo, Jütting, Wübbe Ulrich, Schillmann, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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5. Durch des Gebirges Adern quillt
• geheimes Lebensblut,
der Blätterschmuck der Krone schwillt
in grüner Frühlingsglut.
An 6. Natur, hier fühl' ich deine Hand!
Mind atkme deinen Hauch! '
V Beklemmend dringt und doch bekannt
dein Herz in meines auch.
7. Dann denk' ich, wie vor alter Zeit,
du dunkle Waldesnacht,
der Freiheit Sohn sich dein gefreut,
und was er hier gedacht.
8. Du warst der Alten Haus und Burg;
zu diesem grünen Zelt
drang keines Feindes Ruf hindurch;
frei war da noch die Welt!
Fr. Schlegel.
27. Der Odenwald.
Herr Odenwald, dir schalle aus voller Brust ein Lied, das durch
die Thäler halle, wie wann der Lindschmidt zieht. Hier wachsen Eich'
und Eisen, drum ist das Land zu preisen!
Als unsre Ahnen kamen von Ost in's deutsche Land, da ward nach
Odin's Namen dies Waldgebirg' benannt; es brachte Eich' und Eisen,
drum ward es so geheißen.
Jetzt unter hohen Bäumen des Hirten Lied erschallt, die Mühlen-
bäche schäumen, das Thal in Saaten wallt; doch in des Waldes Mitte
da wohnt die alte Sitte.
An Burschen ist zu schauen die kecke, flinke Art, die ew'ge Treu
an Frauen, die Zier an Mädchen zart; scharf schießt der Mann zur
Scheibe, daß er bei Ehren bleibe.
Drum mag sich wohl vergleichen des Landes Volk zumal an Zier
den grünen Eichen, an Kraft dem Eisenstahl. Des Landes Eich' und
Eisen soll man noch heute Preisen!
Du treuer Gott, behalte dies Land in deiner Hut, daß nimmerdar
veralte sein altes Eisenblut; laß nie von seinen Eichen den Stolz der
'Freiheit weichen! K. H. Hofmann, jj
28, Das mederrheinische Bergland.
Die ganze rheinische Berg land sch äst, welche sich bis zu einer Höhe
von 800 Meter erhebt, würde als eine sehr einförmige, wellige Ebene
erscheinen, wenn sie nicht von tiefen Thälern in ihrer ganzen Ausdeh-
nung durchschnitten würde. Während ans den Hochflächen nur Kornbau,
oft nur Hafer gedeiht, schmücken Obsthaine und Weinreben die sanften
Abdachungen wie die steilsten Bergwände der tief eingeschnittenen Thäler.
Die Bäche bewässern schmale Wiesengründe, treiben Mühlen oder Ham-
merwerke. Diese engen Thäler haben durch die geschütztere Lage ein
milderes Klima als die hochgelegenen Umgebungen. Sie sind mit blü-
henden Ortschaften und wohlhabenden Städten curgefüllt. Es sind außer
dem Rhein namentlich die Mosel, Lahn, Sieg und Ruhr, welche das
rheinische Hochland in verschiedene Gebirgslandschaften spalten. Die
wichtigsten sind folgende:
1. Der Hunsrück. Etn schöner, kräftiger Menschenschlag bewohnt
ihn. Alle Ortschaften tragen deutsche Namen. Die Bewohner sind rein
deutschen Blutes. Viele große, fruchtbare, weinreiche Flußthäler umgeben
ihn, das des Rheins, der Mosel, Saar und Nahe. An seinem Südfuße