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1. Theil 1 = 5. Schulj. - S. 168

1875 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
168 „Aha!" spricht der Mann, „du meinst, es ist kein Herr — also eine Dame?" Das Pferd klopft scharrend mit dem Vorderfuße. „Wie alt schätzest du die Dame, von welcher ich die Mark er- halten habe?" Der Schimmel klopft mit dem Hufe achtzehnmal — so viele Jahre würden wir ungefähr das Alter der Dame auch geschätzt haben. „Wie viel Pfennige ist dieses Geldstück werth?" Mit diesen Worten wirft der Mann das Markstück vor den Schimmel, und dieser klopft richtig hundertmal. Dann wird wieder ein Geldstück vorgeworfen, das Pferd gibt wieder durch Hufschlüge den Werth an. Geldsummen werden dem Schimmel von Zuschauern vorgesagt, die er zusammenzählen soll, andere, die er abziehen soll, dann bekommt er Aufgaben aus dem Einmaleins, dann Dividieren und sogar Reguladetri. Auf alle Fragen gibt das Pferd mit Hufschlägen richtige Antwort, und sämmtliche junge und alte Leute, die ringsum sitzen, sind erstaunt über die Weisheit des Pferdes. Das Thier, meinen sie, rechnet besser, richtiger und schneller als mancher kleine und große Mensch, der vor ihm sitzt. Zum Schluß soll der Schimmel uoch eine Pistole losschießen, die mit einem Brette in Verbindung gesetzt ist. „Schieß zu Ehreu des Kaisers vou Frankreich!" befiehlt der Herr, — wenn er sich etwa in einem preußischen Orte befindet. — Der Schimmel schüttelt mit dem Kopfe. „Schieß für den türkischen Sultan!" — Das Pferd schüttelt wieder. „Für den König von Preußen!" — Sofort knallt die Pistole, indem der Schimmel auf das Brett tritt. Wir verlassen mit großer Befriedigung das Zelt, und du fragst mich, wie es möglich sei, daß ein Pferd das alles lernen könne. Du sprichst deine Verwunderung aus über die außerordentlichen Kenntnisse im Rechnen und in andern Dingen, die das Thier gezeigt hat, ohne einen einzigen Fehler zu machen. Ich will dir ein wenig von den Geheimnissen der Pferdeweisheit verrathen, und wenn dir dann später auch manches nicht mehr in dem- selben Grade wunderbar dünken sollte, so wird es dir andererseits um so interessanter sein. Die Weisheit des Pferdes bezieht sich vorzüglich darauf, daß es genau auf seinen Lehrmeister achtet und die Bewegungen ausführt, welche dieser haben will. Nicht jedes Pferd ist hierzu tauglich, es gehört stets ein besonders gelehriges, gutmüthiges und kluges Thier hierzu. Der Abrichter ruft beim Beginne des Unterrichts das Thier bei seinem Namen, klatscht mit der Peitsche dazu, schmeichelt ihm freundlich und gibt ihm ein Stückchen Brot oder Zucker. Später kommt es schon auf ihn zugelaufen, sobald es nur das Klatschen der Peitsche hört. Hat sich das Pferd gewöhnt, den Zucker behutsam aus der Hand zu nehmen, so läßt der Abrichter sich denselben vom Munde wegholen; das sieht dann genau so aus, als gebe das Thier dem Manne einen
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