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1. 1 = 5. Schulj. - S. 13

1908 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
13 plötzlich deren Nachhut an. Noch ahnte Varus nicht den ganzen Umfang der Gefahr und hielt für Übermut einzelner, was Plan und kluge Berech- nung war. Denn zuerst wollte Armin die römische Kriegsmacht schwächen und zerbröckeln, um dann die Trümmer desto sicherer zermalmen zu können. Es kamen und schwanden die Rächer wie Schatten der Nacht. Bald hier, bald dort fiel ein Römer im Engpaß. In dem Gedränge konnte Varus die Gefahr nicht überschauen; er befahl, geschlossenen Marsch zu halten, aber in der Wildnis war dies unmöglich. Endlich neigte sich der Tag, und Varus gebot dem Heere, Halt zu machen, sich zu ver- schanzen, so gut es ginge, und zu verbrennen, was vom Gepäck über- flüssig sei und im Zuge nur hindern könne. Am andern Tage rückte das Heer, immer von den Deutschen umschwärmt, doch in bester Ord- nung, in der Ebene weiter, die sich an der Werra ausdehnt, und gelangte in die Gegend von Detmold, wo die hohe Teutoburg ragte. Da wird auf einmal jeder Busch lebendig, aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlangen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Pfeile ohne Zahl auf die er- schrockenen Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die deutsche Erde unter des Römers Füßen ein; im losen Erdreich schwankend, vom Sturm gerüttelt, stürzten die deutschen Eichen über die Unterdrücker hin und zermalmten sie im Falle. Überall dringen die Deutschen heran; Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum und Stein, und er kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Da läßt Varus abermals Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; aber in jedem Augenblicke scheucht der Deutschen Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Als der dritte Morgen tagt, entdecken sie erst wie licht es in ihren Reihen geworden ist. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land, das die „Senne" heißt. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht der Eidgenossen vor sich ent- faltet. Ringsum Deutsche, nirgends ein Ausweg! Für alle Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzt jetzt die Eidgenossen- schaft in der verzweifelnden Römer starre Reihen. „Die Freiheit, die Freiheit!" schallt's wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschloßen sinken die Tapfersten unter deutschen Hieben nieder. Armin selbst ist überall; hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Eidgenosse, der nicht mit ihm um den Preis wetteifert! Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch die meisten rennen blind in die Spieße der Deutschen. Da faßt Verzweiflung das Herz des Varus, und er stürzt sich in sein eigenes Schwert, um sein Unglück und seine Schmach nicht zu überleben. Nur wenige aus dem großen Römerheer entrinnen; die meisten lagen auf dem Walplatze.
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