1908 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Schillmann, Hermann, Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo, Lange, Karl
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Der Fürst winkte; einer ans dem Gefolge sprang nach dem
Hofe und trug eine Waffe aus Eichenholz herzu, vom Griffe nach
rückwärts gekrümmt, vorn mit scharfer Schneide. Die Keule
ging von Hand zu Hand, lachend wogen die Männer das leichte
Werkzeug. „Eine Waffe, dieser ähnlich, trägt unser Sauhirt, um
Wölfe zu schlagen,“ rief Theodulf verächtlich; aber Isanbart,
der Greis, entgegnete strafend: „Du sprichst töricht, ich sah
von solchem Holze, nicht so schwer als dies, einen Schädel brechen
wie einen Tonkrug.“ Und er legte die Keule dem Wüt in
die Hand.
„Wer jemals in den Ostmarken über eine Walstatt geritten
ist,“ sprach der Fürst, „der kennt die Wunden, welche dieser
Knorren schlägt. Doch von alten Kriegern habe ich gehört, dass
ein Geheimnis in dem Holze liegt und dass man schwer des
Wurfes mächtig wird, denn tückisch soll es dem Unvorsichtigen
das eigene Haupt treffen. Nicht unwert ist dieses Holz der Hand
eines Edlen, denn es war vorzeiten eines Königs Waffe, und
mein Vater brachte sie aus der Fremde heim.“
„Drum soll sie ihre Kunst dem Sohne erweisen,“ rief Ingo
freudig und fasste danach. Mit kurzem Armschwunge warf er die
Keule, sie flog in krausem Bogen durch die Luft; doch als alle
meinten, dass sie zu Boden schlagen würde, fuhr sie wie durch
eine Schnur gezogen wieder nach dem Manne zurück, er packte
sie in der Luft am Griffe und warf sie wieder hierhin und dahin,
immer schneller und immer kehrte sie gehorsam vom Schwünge
in seine Hand zurück. So mühelos und lustig schien das Spiel
mit dem Eichenkloben, dass die Zuschauer näher traten und
lautes Gelächter durch den Kreis ging.
„Das ist ein Gaukelspiel des fahrenden Mannes,“ rief Theo-
dulf verachtend.
„Es ist eines Mannes Handwehr,“ versetzte der Fremde hier-
auf, „schwerlich ist dein Schädel fester als diese Eisenkappe.“
Er sprach zu Wolf, und dieser legte in Weite eines Speerwurfs
einen alten Eisenhelm auf einen Pfahl. Der Fremde mass das
Ziel, wog die Waffe in schwingender Hand, warf sie im Bogen
nach dem Helme und sprang in gewaltigem Satze nach. Laut
krachte das berstende Metall, und doch fuhr die Keule wieder
zurück, und wieder packte sie Ingo mit starker Hand und hielt
sie hoch. Ein Ruf des Erstaunens scholl in dem Ringe, ein
Haufe sammelte sich neugierig um den zerschlagenen Helm.
„Wohlan,“ begann Theodulf herablassend, „hast du uns deine
Gewohnheit gezeigt, so versuch es auch mit unserm Brauch.
Führt den Springern die Rosse heran!“
Zuerst wurden zwei Rosse nebeneinander gestellt, Kopf an
Kopf und Schweif an Schweif. Die Springer traten zurück und
schwangen sich mit kurzem Anlaufe hinüber; fast allen glückte der