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1. 1 = 5. Schulj. - S. 19

1908 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
19 Stämmen, als den Westgoten, Alanen, Franken und Burgundern; denn es galt nichts Geringeres als den Kampf einer gebildeten Welt mit der rohen Barbarei. In der weiten Ebene, in welcher Chalons liegt, und die von den Alten die katalaunischen Felder genannt wird, stießen die Heere aufeinander. Als die Schlacht ihren Anfang nehmen sollte, rief Attila die Anführer seiner Scharen zusammen und sprach: „Nichts Gemeines ziemt mir, euch zu sagen, oder euch, von mir zu hören. Seid Männer! Greift an, brechet ein, werfet alles nieder! Der Römer Schlachtordnung und Schilddächer ver- achtet; fallet auf die Westgoten und Alanen, in denen ist die Kraft des Feindes! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr flieht. Richtet eure Augen auf mich! Ich schreite voran, wer mir nicht folgt, der ist des Todes." Die Schlacht war über die Maßen hart und blutig. Schon durchbrachen die Hunnen das Mitteltreffen, und die Römer flohen; auch die Westgoten wichen, und ihr König fiel, indem er zu seinem Volke redete. Aber sein Tod entflammte die Seinen zur Wut, und des Königs Sohn warf durch gewaltigen Angriff die Feinde in die Flucht. Bei einbrechender Nacht mußte Attila sich in seine Wagenburg zurückgehen. An 200000 Tote und Verwundete deckten das Feld; das Blut floß in Bächen, und die Verwundeten tranken von dem Blute, um nicht vor Durst zu ver- schmachten. Da Attila nicht wußte, ob der Feind ihn verfolgen würde, ließ er unzählige Pferdesättel und hölzerne Schilde zu einem Scheiter- haufen auftürmen, um im Notfälle ihn anzuzünden und in den Flammen zu sterben. Zugleich gebot er, um die Feinde abzuschrecken, mit Waffen, Posaunen, Schlachthörnern und Gesang die ganze Nacht Lärm zu machen. Doch die Feinde griffen ihn nicht an. Unter dem dichtesten Haufen der Gefallenen suchten und fanden sie den Leichnam des Königs und hielten ihm auf dem Schlachtfelde ein feierliches Leichen- begängnis, unter Wehklagen und Waffengetön, geschmückt mit Hunnen- beute, angesichts Attilas, der die Bestattung nicht zu stören wagte. Attila kehrte uuverfolgt über den Rhein zurück. Im folgenden Jahre machte er noch einen Raubzug nach Italien und starb kurz nachher eines plötzlichen Todes. Betrauert und begraben wurde er nach der Sitte des Volkes; die Hunnen zerfetzten ihre Gesichter mit Messern und schoren sich die Haare ab. Der Leichnam wurde in einer weiten Ebene unter einem seidenen Zelte gezeigt. Die Reiter rannten unter dem Absingen von Attilas Taten um dasselbe herum und priesen ihn glücklich, daß er nach unsterblichen Siegen in der ruhmreichsteil Zeit seines Volkes ohne Schmerzen seine Laufbahn beschlossen und sich hinüber zu den Geistern der alten Helden be- geben habe. In der Nacht wurde er in einen goldenen Sarg ge- legt, dieser in einen silbernen und beide in einen eisernen; Pferdezeug, Waffen, Kostbarkeiten wurden mit ihm begraben, und darauf alle Arbeiter am Grabe umgebracht, damit keiner verrate, wo der Hunnen- held ruhe. Kohlrausch. 2*
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