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1. Das Vaterland - S. 10

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
10 Man sagt, daß er selbst Unruhen entstehen ließ in dem Lande, das gegen die See liegt, und daß er den Barns, der gegen die Aufrührer zog, begleitete und den Weg belauschte und dann entwich zu den Seinen. Varus aber zog in aller Sicherheit durch einen tiefen Bergwald, der lag in dem Lande, wo die Ems der Lippe am näch- sten stießt, und hieß der Teutoburger Wald; und Varus lagerte in ihm. Als er den nächsten Morgen aufbrechen wollte aus seinem Lager, daß er weiter zöge, — siehe, da sah er alle Anhöhen mit feindlichen Scharen besetzt und Arminius an ihrer Spitze, und war nirgends ein Ausweg, denn wo nicht Wald war, da war Sumpf. Und der Weg, wo die Römer ziehen sollten, war eng, und sie drängten sich sehr; jene aber warfen ihre Geschosse von oben herab auf die dichten Reihen und trafen leicht; diese hingegen konnten ihnen, die da hinter Bäumen und Steinen standen, wenig schaden; auch konnten die Römer nicht hinaufklimmen, denn es war steil und schlüpfrig und regnete. Der Abend kam, und es ward Nacht, und sie schlugen ihr Lager auf, und es war eine düstere und grauenvolle Nacht. Varus aber, damit er leichter ziehen möchte, ließ viele Wagen und Karren und Gepäck verbrennen und nahm die Troßbuben und Weiber und Kinder in die Mitte; denn es waren ihrer viele mit, und waren nicht ausgezogen wie zum Kriege. Den zweiten Tag, als es licht ward, kamen sie zuerst auf ein kleines, offenes Feld, daun mußten sie wieder durch Wald ziehen, und der Regen fiel dicht vom Himmel herab, und es wehte ein gewaltiger Wmd, so daß sie ihre Waffen nicht gebrauchen und in ihrer schweren Rüstung auf dem schlüpfrigen Wege oft weder vor- noch rückwärts gehen konnten. — Und die Ger- manen freuten sich und riefen: „Siehe! das thut unser Gott, der uns heute rächen will an unsern Feinden." Sie zogen aber den Römern immer zur Seite im Walde, und waren ihrer noch mehr denn gestern; denn auf die Nachricht, Varus sei umzingelt, liefen immer neue Scharen herbei, daß sie an dem Siege und an der Beute teil hätten. Und als sie sahen, daß die Römer fast ermatteten, setzten sie tapfer an und trafen aus sie und durchbrachen ihre Reihen, und wurden alle Römer erschlagen bis auf wenige. Varus aber stürzte sich in fein eigenes Schwert. Die Schlacht geschah im Jahre 9 nach Christo. Als die Kunde von ihr nach Rom kam, geriet die Stadt in große Trauer und Aufregung. Der Kaiser Augustus stieß in über- großem Schmerze mit dem Kopfe gegen die Wand, indem er ausrief: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Allgemein glaubte man, die Germanen würden wieder einbrechen in das Reich wie zur Zeit der Cimbern und Teutonen. Man sah sie schon vor den Thoren der Stadt. Doch diese Besorgnis war unbegründet. Armin dachte nicht daran, auf Eroberungen auszugehen. Ihm genügte es, sein Vaterland von den Römern befreit zu haben. Leider lohnten ihm seine Landsleute später mit schnödem Undank. Als er die getrennten Stämme zu einem großen Volke vereinigen wollte,
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