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1. Das Vaterland - S. 126

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
126 nur dann zu einer Versammlung erscheinen zu wollen, wenn der Schmutz der Strassen es gestatte. Noch schlimmer wurde der Zustand der Strassen durch die Schweine, die zuweilen aus den Ställen auf die Strasse gelassen wurden und dann nach Belieben Löcher wühlten, in denen das Regenwasser sich sammelte. Wer des Nachts durch solche Strassen gehen musste, lief Gefahr, die Beine zu brechen; denn eine Straßenbeleuchtung gab es noch nicht. Nur wenn der Kaiser oder der Fürst des Landes oder sonst ein hoher Besuch in die Stadt kam, erließ der Rat wohl den Befehl, dass jeder Bürger des Abends eine Laterne vor seiner Hausthüre aufhängen solle. Dann wurden wohl auch die schlimmsten Strassen ein- geebnet und alle Straßen dicht mit Stroh belegt, damit sie einen möglichst sauberen Anblick böten. Und der Dünger, den man wochenlang im Freien vor den Stallthüren aufgehäuft hatte, mußte dann aufs Feld hinausgeschafft werden. Straßenpflaster gab es in den grösseren und reicheren Städten erst seit dem 15. Jahrhundert; abgelegenere Gassen und die Gassen der kleineren Städte blieben noch lange ungepflastert. Schleusen kannte man nicht. Regenwasser und allerlei Unrat aus Häusern und Ställen flössen auf die Strasse dahin, unerträg- lichen Gestank verbreitend. Der Bürger legte vor seine Haus- thüre wohl ein paar hölzerne Pfosten, um den Zugang zum Hause zu erleichtern. Später stellte man oft wenigstens für die Fußgänger in der Mitte der Strasse einen schmalen gepflasterten Weg her, den sogenannten Bürgersteig. In den schmutzigen und engen Gassen der rings von einer Mauer eingeschlossenen Stadt fand die frische Luft der Fluren und Wälder wenig Eingang, und so war es nicht zu verwundern, dass in den mittelalterlichen Städten oft ansteckende Krank- heiten ausbrachen, die Tausende von Opfern forderten. Auch Feuersbrünste waren häufig und legten oft ganze Städte oder Stadtteile in Asche. In den engen Strassen verbreitete sich das Feuer leicht von einer Seite auf die andere; denn die Häuser waren meistenteils aus Holz erbaut und mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Erst in der letzten Zeit des Mittelalters fing man an, die Häuser mit Ziegeln oder mit Schiefer zu decken. War das Erdgeschoß aus Steinen aufgeführt, so bestanden wenigstens die oberen Stockwerke aus hölzernem Fachwerk. Nur die Häuser der vornehmeren und reicheren Familien waren ganz aus Stein gebaut. Feuerspritzen, wie wir sie jetzt besitzen, kannte das Mittelalter nicht. Es gab höchstens kleine Hand- spritzen und ausgepichte Feuereimer, mit denen die Bürger zum Löschen herbeieilten. 3. Die Handwerker wohnten meist nach ihren Beschäftigungen in besonderen Gassen beisammen, die dann von ihnen den Namen
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