Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Vaterland - S. 137

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
137 den Herzog auf dem Schlosse. Er muß gestehen, daß die thüringi- schen Damen eine sehr gute Küche führen und auf die Ehre des Gast- rechts halten. Noch hat man sich kaum niedergesetzt, als ein Eilbote die Gräfin aus dem Saale ruft. Es wird ihr gemeldet, daß in einigen Dörfern unterwegs die spanischen Soldaten Gewalt gebraucht und den Bauern das Vieh weggetrieben hätten. Katharina war eine Mutter ihres Volks; was dem ärmsten ihrer Unterthanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs äußerste über diese Wortbrüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistesgegenwart nicht verlassen, befiehlt sie ihrer ganzen Dienerschaft, sich in aller Geschwindigkeit und Stille zu bewaffnen und die Schloßpforten wohl zu verriegeln; sie selbst be- giebt sich wieder nach dem Saale, wo die Fürsten noch bei Tische sitzen. Hier klagt sie ihnen in den beweglichsten Ausdrücken, was ihr eben hinterbracht worden, und wie schlecht man das gegebene Kaiser- wort gehalten. Man erwidert ihr mit Lachen, daß dies nun einmal Kriegsgebranch sei, und daß bei einem Durchmärsche von Soldaten dergleichen kleine Unfälle nicht zu verhüten wären. „Das wollen wir doch sehen," antwortete sie aufgebracht. „Meinen armen Unterthanen muß das Ihrige wieder werden, oder, bei Gott!" — indem sie drohend ihre Stimme anstrengte, „Fürstenblut für Ochsenblut!" Mit dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, das in wenigen Augenblicken von Bewaffneten erfüllt war, die sich, das Schwert in der Hand, doch mit vieler Ehrerbietung hinter die Stühle der Fürsten pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim Eintritte dieser kampflustigen Schar veränderte Herzog Alba die Farbe; stumm und betreten sah man einander an. Abgeschnitten von der Armee, von einer überlegenen, handfesten Menge umgeben, was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen und, auf welche Bedingung es auch sei, die beleidigte Dame zu versöhnen. Heinrich von Braun- schweig faßte sich zuerst und brach in ein lautes Gelächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, den ganzen Vorgang ins Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine große Lobrede über ihre landes- mütterliche Sorgfalt und den entschlossenen Mut, den sie bewiesen. Er bat sie, sich ruhig zu verhalten, und nahm es auf sich, den Her- zog von Alba zu allem, was billig sei, zu vermögen. Auch brachte er es bei dem letzteren wirklich dahin, daß er auf der Stelle einen Befehl an die Armee ausfertigte, das geraubte Vieh den Eigen- tümern ohne Verzug wieder auszuliefern. Sobald die Gräfin von Schwarzburg der Zurückgabe gewiß war, bedankte sie sich aufs schönste bei ihren Gästen, die sehr höflich von ihr Abschied nahmen. Friedrich von Schiller.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer