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1. Das Vaterland - S. 228

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
228 beweglich war, zu retten; das Haus, iu dem sie lange Jahre gewohnt, den Weinberg, die Ölpflanzung, den Obstgarten, was alles sie mit ihrer Hände Arbeit und eisernem Fleiße sich geschaffen, mußten sie leider zurücklassen. In einigen Stunden, oft nur Minuten, war es eine Wüste von Lavablöcken und Felstrümmern, der Schauplatz trost- loser Verheerung, auf dem selbst die Grenzmarken des früheren Be- sitztums nicht mehr zu erkennen sind. Der Schwefel- und Kohlendampf wurde immer lästiger und die Hitze der Lava schon fühlbar; endlich standen wir plötzlich vor dem langsam heranrückenden Lavawalle. Die Vorstellung, die man sich von einem Lavastrome macht, trifft wenig mit der Wirklichkeit zu- sammen. Die Lavaflut ist nicht eine feurige, fließende Masse, sondern ein 5 bis 9 Meter hoher Steinwall, gebildet teils aus schwarzen, teils aus dunkelrot glühenden Felsblöcken. Und dieser Wall, welcher von der am Boden hinkriechenden flüssigen Lava getragen wird, rückt nun sichtlich, ungefähr bis 1 Meter in der Minute, auf uns zu. Fortwährend lösen sich einzelne mächtige, glühende Blöcke von dem Gipfel des Walles ab, stürzen mit Getöse herunter und setzen alles, was in ihrem Wege steht, augenblicklich in helle Flammen. Zuweilen klafft in dem vordrängenden Felsenwalle plötzlich ein großer Schlund auf, und eine feurige Lavaglut schießt, wie das flüssige Erz bei einem Glockengüsse, brausend hervor, entzündet, was sie berührt, und wird, schnell zu Lavablöcken erkaltend, mit der übrigen Masse vorwärts geschoben. Es ist ein Anblick so gewaltig und überraschend, so neu und überwältigend, daß man nur sprachlos staunend dastehen, das Großartige und Wunderbare der Erscheinung aber nicht mit Worten beschreiben kann. „Kommen Sie," rief mir mein Begleiter zu, „kommen Sie, in drei Minuten wird das Hans des Pfarrers von der Lava überflutet werden!" Wir eilten durch den immer dichter werdenden Ranch und die unerträgliche Hitze, die uns die Haut im Gesicht aufzog, längs der Lavaglut bergaufwärts. Wir erreichten endlich den großen Weinberg des Pfarrers, in dessen Mitte das stattliche, auch schon ganz ausgeräumte Pfarrhaus lag. Der alte Pfarrer bemühte sich mit Hilfe einiger Männer, die Weinpfähle abzureißen, um wenigstens diese als Brennholz zu retten. Sein schwarzer Hund, ein kluges, treues Tier, lief immer, ängstlich bellend, zu dem verlassenen Hause hin, dem ein 8 Meter hoher Lava- wall schon bis auf 10 Meter nahe gerückt war, und dann wieder zu seinem Herrn zurück, an dem er bellend aufsprang, als wolle er ihn vor der herannahenden Gefahr warnen. Der Pfarrer hatte sich soeben wehmütig nach dem Hause gewendet, an dessen dicken Stein- mauern sich die Lavablöcke immer höher aufdämmten, — er betrachtete das Heimwesen, in dem er so lange gewohnt und gewaltet hatte, mit tiefer Trauer zum letztenmale. In demselben Augenblicke stürzte die an den Steinmauern turmhoch ausgedämmte Lava mit furchtbarem
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