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1. Das Vaterland - S. 388

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
388 Ja, schlagt sie nieder — die Unvorsichtigkeit hat es gethan. Jetzt wurde nicht mehr gejauchzt und musiziert und auch kein Schuß mehr losgelassen. Der Holzstoß brach zusammen. Der Mond sank langsam hinter die Wipfel. Der Auerhahn schlug im Walde, und einzelne Vögel begannen schon zu zwitschern. Die fernen östlichen Berge grenzten sich scharf vom Himmel ab. Die Morgenröte ging auf. Da trug man von der Anhöhe eine Leiche in das Thal hinab. Noch vor wenigen Stunden so jung und schön und frisch wie der neuerwachte Frühling, und jetzt —. Ja, es ist recht, schlagt sie nieder, die Unvorsichtigkeit, die so viel Unglück in die Welt bringt! Peter Rosegger. 269. Die Posaune des Gerichts. Gerade dort, wo die Gemarkungen zweier Dörfer sich scheiden, mitten im Walde, wurde in der Frühlingsnacht zur Zeit des Vollmondes eine schreckliche That vollbracht. Ein Mann kniete auf einem andern, der leblos dalag. Eine Wolke verhüllte das Antlitz des Mondes; die Nachtigall hielt inne mit ihrem schmettern- den Gesang, als der Knieende den Dahingestreckten aussuchte und alles, was er fand, zu sich steckte. Jetzt nahm er ihn auf die Schulter und wollte ihn hinabtragen an den Strom, der fern- her rauschte, um ihn dort zu versenken. Plötzlich blieb er stehen, keuchend unter der toten Last. Der Mond war herausgetreten und warf sein sanftes Licht durch die Stämme, und es war, als ob auf den Strahlen des Mondes die Töne eines herzergreifenden Liedes getragen würden. Ganz nahe blies ein Posthorn die Weise des Liedes: „Denkst du daran!“ Der Wiederhall in Thal und Feld gab es zurück, und es war, als ob die Berge und Bäume sängen: „Denkst du daran!“ Dem Tragenden war’s, wie wenn die Leiche auf seinem Rücken lebendig würde und ihn erwürge. Schnell warf er die Last ab und sprang davon, immer weiter und weiter. Endlich am Strome blieb er stehen und lauschte hin; alles war still, und nur die Wellen flössen schnell dahin, als eilten sie fort von dem Mörder. Dieser ärgerte sich jetzt, dass er die Spuren seiner That nicht vertilgt hatte und sich von sonderbarer Furcht forttreiben liess. Er eilte nun zurück, wan- delte hin und her, bergauf und bergab; der Schweifs rann ihm von der Stirn; es war ihm, als ob er Blei in allen Gliedern hätte. Mancher Nachtvogel fuhr flatternd auf. wenn er so durchs Dickicht drang; aber nirgends fand er das Gesuchte. Er hielt an, um sich zurecht zu finden, um sich die Gegend genau zu vergegenwärtigen; aber kaum war er drei Schritte gegangen, so war er in der Irre. Alles flimmerte vor seinen Augen, und es war ihm, wie wenn die Bäume auf- und niederwandelten und ihm den Weg verstellten. Der Morgen brach endlich an; die
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