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1. Vaterland und Weite Welt - S. 33

1894 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
33 Zwischen Linz und Wien hat sie ihr herrlichstes Stück. Hier und da spaltet sie sich in Arme, grosse und kleine, von Wild und Wasservögeln belebte Inseln umfassend. Ruinen, Schlösser, Paläste, Klöster, Wallfahrtsorte, friedliche Dörfer, kleine und grössere Städte, Einsiedeleien, senkrecht abfallende Felsen, ferne Berge, dunkle Schluchten, offene Thäler, schroffe Abhänge, lachende Auen ziehen am Auge des Reisenden vorüber, wenn er dieses Stück befährt. Bei Nufsdorf, dem Hafen von Wien, überlassen wir die Donau ihrem iveiteren Schicksale auf fremdländischem Boden. Bei unserem Scheiden müssen wir aber unwillkürlich daran gedenken, dass sie mit ihrem bescheidenen Anfange, ihrem beweg- ten Laufe und grofsartigen Ende so recht das Bild manches Menschenlebens ist. H. Weber. 24. Die erste und letzte Arbeit der Elbe. 1. Kommst du von der Kiesenbaude auf den Koppenplan und verfolgst den Fussweg, der am Rande des Riesengrundes entlang führt, so gelangst du auf einem durch Stangen bezeichneten Pfade zur weifsen Wiese, süd- westlich von der Schneekoppe. Die weifse Wiese bildet eine flache Senkung, die sich an ihrem tiefsten Teile zu einer Schlucht verengt. In dieser Senkung liegt die Wiesenbaude, ein Gehöft, das während des ganzen Jahres bewohnt ist. An ihren nördlichen Abhängen und in den Einschnitten der Schlucht liegen selbst im Juni noch einzelne Schneemassen, so dass es guten Grund hat, wenn man die Wiese als „weifse“ bezeichnet. Aus ihr, sowie aus dem ganzen sumpfigen Gebiete umher, rieseln kleine Wasseradern zusammen. Nicht weit von der Wiesenbaude vereinigen sie sich zu einem mäfsigen Bache, etwa einen Schritt breit. Eine Stein- platte führt als Steg hinüber. Dies ist das Weisswasser, der Anfang der Elbe. Das Wasser ist kristallklar und dabei eiskalt. In der Wiesenbaude hat die Elbe, kaum entstanden, schon eine Arbeit zu verrichten. Dicht vor dem Gebäude ist nämlich der Bach in ein hölzernes Gerinne gefasst und stürzt sich in jähem Laufe auf ein Wasserrad, das er schnell unitreibt. Neugierig schauen wir im Innern des Hauses nach, welchem Zwecke die Wasserkraft der jungen Elbe dienen muss. Der ganze Unterhalt der Bewohner beruht auf der Viehzucht. Rings umher auf den Wiesen weiden Kühe und Ziegen. Sie verzehren Gräser und Kräuter, deren Wurzeln durch die Zuflüsse des Weisswassers getränkt werden. Sie stillen ihren Durst aus der klaren Elbe. Treibt sie der Hirt am Abend nach den Stallungen, so werden sie gemolken; aus ihrer Milch wird Butter und Käse bereitet. Die Welle des erwähnten Wasserrades führt in das Innere eines Gemaches; dort wird die Bewegung durch ein Schwungrad geregelt und dann auf eine Stange übertragen, welche die Stempel zweier Butterfässer in Bewegung setzt. Das ist die erste Arbeit der Elbe: sie buttert. Vaterland und Weite Welt. J
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