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1. Vaterland und Weite Welt - S. 95

1894 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Ärzte ihn verloren gaben und keiner mehr etwas verordnen wollte. Und doch war Alexanders Genesung eben jetzt sehr nötig; denn der persische König, Darius Kodomannus, war mit einem großen Heere im Anmarsche. Da entschloß sich sein treuer Arzt Philippus, ein gefährliches, aber ent- scheidendes Mittel anzuwenden. Während er damit beschäftigt war, den Trank zu bereiten, erhielt Alexander von seinem treuen Feldherrn Parmenio einen Brief, in welchem dieser ihm schrieb: „Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so traue dem Philipp nicht; denn er ist von Darius be- stochen, daß er dich vergifte!" — Alexander legte den Brief unter sein Kopfkissen. Philipp trat herein mit ruhiger, freier Miene; mit fester Hand reichte er Alexander den Becher, dieser nahm ihn mit der einen Hand. während er mit der andern dem Philipp den Brief reichte. Während Philipp las, trank Alexander ruhig die Arzenei. Der Arzt war entrüstet über diese Verleumdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit den Worten: „Der Ausgang wird dich rechtfertigen." Wirklich stand Alexander schon am dritten Tage wieder an der Spitze seines jubelnden Heeres. Unter- dessen war Darius Kodomannus mit einem Heere von einer halben Million herangerückt. Bei dem Städtchen Jssus trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Überzahl wurden die Perser von den Macedoniern geschlagen. Darius sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Töchter und ein Sohn, das ganze Lager, voll von den größten Kostbarkeiten, sielen den Siegern in die Hände. Die gefangene Familie des Darius brach in lautes Wehklagen aus, weil sie glaubte, daß Darius erschlagen sei. Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Versicherung, daß Darius noch lebe. Er behandelte die hohen Gefangenen mit der größten Güte, als wäre die Familie eines Freundes zu ihm auf Besuch gekommen. Darauf zog er längs der Meeres- küste weiter, eroberte und zerstörte Tyrus, kam nach Palästina, wo ihm der Hohepriester Jaddua mit allen Bewohnern Jerusalems in weißen Kleidern entgegenging und ihm die Weissagungen Daniels (Kap. 8 u. 11) vorlegte; dann kam er nach Ägypten und legte an der Mündung des Nils eine Stadt an, die er nach seinem Namen Alexandrien nannte. Jetzt erst wandte sich Alexander wieder nach Asien, um Darius zu verfolgen. Er traf das persische Heer zwischen den Städten Arbela und Gaugamela (in Assyrien). Die macedonischen Feldherren, erschrocken über die ungeheure Macht der Perser, rieten am Abend vor der Schlacht Alexan- dern, den Feind lieber in der Nacht anzugreifen. Alexander aber antwortete: „Nein, stehlen will ich den Sieg nicht!" und legte sich sorglos zur Ruhe. Am andern Morgen weckte ihn Parmenio und sprach: „Du schläfst ja so fest, als wenn du schon gesiegt hättest!" „Glaubst du denn nicht", antwortete Alexander, „daß wir schon so gut wie gesiegt haben, da wir den Darius vor uns haben?" Der Kampf war sehr hitzig; die Perser fochten wie Ver- zweifelte; doch Alexanders Kriegskunst siegte. Durch diesen Sieg wurde er Herr des großen persischen Reichs. Der unglückliche Perserkönig war ge- flohen; aber Alexander verfolgte ihn unablässig. Da kam er einst durch
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