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1. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 21

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
21 leiden. Als die Feinde den letzten Taler von ihnen erpreßt hatten, kam ein schwedischer Rittmeister und trieb ihnen noch das gesamte Vieh von der Weide weg. (1640.) Das ganze Land verarmte, und es entstand eine furchtbare Hun- gersnot. Das Fleisch der Katzen und Wölfe wurde ein Leckerbissen. Dazu wütete die Pest. Es gab Gegenden, z. B. im Havellande, wo die Dörfer meilenweit leer standen und verwüstet dalagen. Berlin hatte statt 12 000 nur noch 6000 Be- wohner. — In dieser schrecklichen Zeit leuchtete den Brandenburgern nur ein Hoffnungsstern. Es war der junge Kurfürst Friedrich Wilhelm. 2. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde zu Ansang des 30jährigen Krieges geboren. Als er 14 Jahr alt war, schickte ihn sein Vater nach Holland, damit er sich hier in den Wissenschaften und in der Kriegskunst ausbilde. In der Residenz Hollands, dem üppigen Haag, wollte man ihn zu einem ausschweifenden Leben verführen. Da sagte er: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, Haag sogleich zu verlassen." Bald darauf begab er sich zu seinem Vetter, dem Prinzen von Oranien, der damals Statthalter von Holland war und gerade im Felde stand. Dieser freute sich über den Jüngling und sprach: „Vetter, Eure Flucht beweist viel Heldenmut. Wer sich schon so früh selbst zu besiegen weiß, dem wird das Große stets gelingen." 3. Rettung seines Landes vor völligem Untergange, a. Waffenstillstand. Als Friedrich Wilhelm die Regierung übernahm, war er fast machtlos in seinem Lande. Immer noch lagen die Schweden darin. Um seinem Lande die Kriegslasten zu erleichtern, schloß er einen Waffenstillstand mit den Schweden. Doch behielten sie Pommern, das durch Erbschaft an Brandenburg gefallen war, in Besitz. b. Bildung eines stehenden Heeres. Die wichtigste Tat des Kurfürsten war, daß er sich ein eigenes Heer schuf. Die Offiziere in seinen Festungen hatten nämlich nicht ihm, sondern dem Kaiser den Eid der Treue geschworen. Einige verweigerten ihm geradezu den Gehorsam. Das mußte anders werden, wollte er Herr im Lande sein. Er forderte deshalb, daß sich die Offiziere ihm durch einen Eid verpflichten sollten. Das tat jedoch nur der Kommandant von Küstrin. Die übrigen Offiziere ver- weigerten ihm den Eid. Da entließ sie der Kurfürst, löste ihre Regimenter größtenteils auf und ließ fortan die Truppen in seinem Namen anwerben. Bis dahin waren die Söldner (S. 12) immer nur für die Zeit des Krieges geworben worden. Der Kur- fürst aber bildete sich ein Heer, das aus Landesangehörigen zusammengesetzt und auf Lebenszeit geworben war. So wurde er der Gründer des ersten stehenden Heeres in Deutschland. Anfänglich betrug sein Heer nur 3000 Mann, später 30000. c. Zuwachs an Land und Macht. Bei den Friedensverhandlungen zu Münster und Osnabrück machte der Kurfürst besonders seine Rechte auf Pommern geltend. Sein Heer verschaffte auch seinen Worten Nachdruck. Doch konnte er es nicht ver- hindern, daß die Schweden Vorpommern erhielten, dafür wurden ihm aber wertvolle Entschädigungen zugewiesen: die Bistümer Kammin, Halberstadt und Minden und das Erzstift Magdeburg. — Mit Hilfe seines Heeres besiegte er auch 1656 im Bunde mit den Schweden die Polen und machte dadurch das Herzogtum Preußen von der polnischen Lehnshoheit frei. 4. Als Landesvater, a. Landwirtschaft. Bei all den Kriegsunruhen vergaß der Große Kurfürst nicht, immerdar aufs treueste für das Wohl seines Landes und Volkes zu sorgen. In jeder Weise suchte er dem verwüsteten Lande aufzuhelfen. Dem Landmanne verschaffte er Vieh und Saatkorn. In die entvölkerten Gegenden zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und sumpfigen Boden der Mark in fruchtbare Felder und Gärten umwandelten. Von jedem Bauer verlangte er, daß er bei seinem Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens 6 Obstbäume gepfropft und ebensoviel Eichbäume gepflanzt hätte.
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