1879 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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dabei befindlichen Hammerwerken zu Sicheln, Sensen, Pfannen u. dergl. verarbeitet.
An Mineralquellen und warmen Quellen hat der Schwarzwald großen Überfluß. Am
dem württembergischcn sind die berühmtesten Quellen zu Teinach, zu Liebenzell und
besonders zu Wildbad, wo die einzigen warmen Quellen innerhalb Württembergs sind,
auf dem badischen die Quellen in Baden, Rippoldsau u. s. w.
4. Die Natur des Schwarzwaldes bietet uns ein viel großartigeres Bild dar als
das Ebenen- und Hügelland: hier wellige Flächen, sanftes Gehügel, breite, für Pflan-
zungen aller Art Raum gebende Thäler, und fast jedes Fleckchen Erde von des Mm-
schm Hand sorgfältig angebaut; dort wilde, tiefe, enge Felsenschluchten mit jäh abstürzm-
den Gehängen, theils mit dunklem Nadelholz bewaldet theils mit kühnen Felsmassm
besetzt theils mit Trümmerschutt besät, nur am untern Fuß der Thalwand einige nutz-
bare Feldstückchen, welche als schmale Streifen am Waldsaum herabhängen. Die in
üppigem, sammtenem Grün prangenden Wiescngründe des Thales durcheilt das Flüß-
chen mit seinem frischen, hellen Wasser raschen Laufes in ziemlich gerader Bahn ohne
viele Krümmungen. Es kann aber auch zu Zeiten, wenn starke Regen fallen oder ein
hkftigcs Gewitter sich entladet, hoch anschwellen, sich zornig brausend unter ungeheuren
Berwüstungen durchs Thal ergießen und Felsblöcke in sein Bett herabführen, über die
es dann schäumend hinabtost. Unzählige Schluchten münden sich in die Hauptthäler
und führen den Wasserrcichthum des Gebirges diesen zu. Im Anfang sind die Bäche
gewöhnlich Sturzbäche, indem sie von einem Thalabsatz zum andem über Felsbänke
herabstürzen. So entstehen manchmal größere Wasserfälle, wie z. B. der bei Triberg
im südlichen Schwarzwald und der der Rauhmünz im nördlichen. Zur Regenzeit rieselt
das Wasser an allen Thalwänden herab und bildet dann oft an einer steilen Felswand
einen langen, herniederhangenden Silberfaden. Ersteigen wir die Höhm der Thäler,
so finden wir uns auf der Hochfläche meist von dichten, dunklen Nadclwaldungen um-
geben, welche hie und da von einem Köhlerplatz, von einem Feldstück oder auch von
größeren Feldungen unterbrochen sind und manche sonst seltene Waldpflanzen beherbergen,
z. B. den giftigen rothen Fingerhut mit rother, innen dunkelroth punktirter Blume,
dann aber auch den Heidelbeerstrauch, dessen Beeren gesammelt, gedörrt, zu Mus,
Kuchen und Heidelbeergeist verwendet werden, den Preiselbeerstrauch, dessen Beeren eben-
falls gesammelt und mit Zucker eingemacht werden, den Sauerklee, der sonst zur
Sauerkleesalzfabrikation benützt wurde, die Stechpalme mit ihren glänzenden, am Rand
gestachelten Blättern.
Auf den höchsten Höhen hören da und dort die zusammenhängenden Waldungen aus;
nur noch einzelne verkrüppelte Nadelbäume mit weit ausgebreiteten, am Boden aufliegen-
den Zweigen duldet das rauhe Klima, und mit jedem Schritt sinkt der Fuß im schwarzen,
schwammigen Moorgrund ein, welcher von einzelnen Rasen hoher Sumpfgcwächse be-
setzt ist. Eine Schichte von Lehm, welche das Regenwasser nicht durchsickern läßt, ist
die Ursache dieser Moorgründe. Aus demselben Grund sind aber auch die Seen auf
den Höhen des Schwarzwaldes so häufig. Südlich von der Hornisgrinde z. B. liegt
von geheimnißvollem Walddunkel umgeben in einer kesselförmigen Vertiefung der
3—3,8 bar große Mummelsce, 913 m über dem Meer. Das Gebirg auf der linken
Seite des Enzthals trägt auf seiner Höhe gegen 50 kleinere Seen, unter denen der
größte, etwa 10 bar große, der wilde See genannt wird. Von keinem lebendigen
Wesen bewohnt liegt er mitten auf der stillen, kahlen Gebirgsebene. Sein Wasser ist
kristallhell, hat aber keine Fische; nur der Bergwassermolch schleicht träge darin herum.
Hie und da verliert sich eine wilde Ente auf ihn oder erscheint ein Auerhahn im Früh-