1879 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Theilen des Hochlandes selbst. Das gewaltigste dieser Gebirge und über-
haupt das gewaltigste Hochgebirge unseres Planeten ist der Himalaja. In
diesem erhebt sich der höchste Berg der Erde, der 8800 m hohe Everest;
es finden sich daselbst aber auch noch zahlreiche andere Gipsel von mehr als
8000 m Höhe. Bemerkenswerth sind weiter: der Ararat in Armenien,
der Libanon in Syrien sowie die beiden Grenzgebirge zwischen Europa
und Asien, der Ural und der Kaukasus.
4. Die Bewässerung ist in der dürren und fast regenlosen Mitte des
Erdtheils sehr dürftig, dagegen in den Außengliedern meist reichlich und
günstig. Zwar die mächtigen nach Norden stießenden Ströme Ob, Jenisei
und Lena nützen wenig, weil sie in das Eismeer münden; aber die meisten
anderen sind namentlich durch ihre jährlichen Überschwemmungen wahre
Segensquellen für das von ihnen durchströmte Land. Dies ist hauptsächlich
der Fall bei den überhaupt Asien eigenthümlichen Doppel- und Zwillings-
strömen: dem Euphrat und Tigris in Mesopotamien, dem Ganges und
Brahmaputra in Indien und dem Hoangho und Jantsekiang in China.
Außerdem sind noch zu nennen der Indus und der Amur.
5. Da sich Asien auf dreierlei Zonen vertheilt und zudem die Boden-
erhebung so mannigfaltig ist, so zeigt das Klima sehr bedeutende Unter-
schiede; dasselbe gilt aus den gleichen Gründen auch von den Erzeug-
nissen des Landes und der Lebensweise der Bewohner. In dem größten
Theile von Sibirien herrscht eine lange und furchtbar strenge Winterkälte
mit ganz kurzem Sommer. In der Mitte gibt es neben sehr heißen
Sommern, in denen einzelne Länder, wie Persien, oft von schrecklicher Dürre
heimgesucht werden, auch noch sehr kalte Winter. Im Süden wird die das
ganze Jahr hindurch fast gleiche Hitze nur durch die regelmäßigen Winde
und Regenzeiten und die Nähe des Meeres etwas gemildert.
Demgemäß besteht denn auch im Norden der einzige Reichthum des
Landes — neben den Metallen des Urals und der südlichen Grenzgebirge
— in Renthieren, Hunden, Fischen und kostbaren Jagd- und Pelzthieren.
In der Mitte gibt es fruchtbares und wohlangebautes Land mit Obst,
Wein, Getreide und Südfrüchten bloß an den wasserreichen Abhängen der
Gebirge. Dagegen sind die weiten Grassteppen der Hoch- und Tiefebenen
nur Weideland, auf welchem die arabischen, türkischen und mongolischen
Nomadenstämme mit ihren Herden von Schafen, Ziegen, Eseln, Pferden
und Kamelen ohne festen Wohnsitz umherziehen. Das Hauptnahrungsmittel
dieser Hirten ist Kamel- und Stutenmilch. In ihren Händen zumeist liegt
auch der Karawanenhandel, welcher schon seit uralter Zeit Indiens und
Chinas Erzeugnisse mitten durch die Wüsten Irans und der Mongolei hin-