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1. Für die Oberstufe - S. 241

1879 - Stuttgart : Hallberger
241 gefangen wurde. Unterdessen hatte Kaiser Nero ein Ende mit Schrecken gefunden, und das römische Heer in Syrien rief seinen Feldherrn Vespasian zum Kaiser aus. Dieser gieng nach Rom, um sich die Krone zu sichern, und überließ seinem Sohne Titus die Fortsetzung des jüdischen Krieges. Durch die Einnahme der Hauptstadt sollte dieser geendigt werden. 2. Als Titus vor dieselbe rückte, hatte das Werk der Zwietracht in ihrem Innern bereits begonnen. Den Reichen und Vornehmen wurde bange für ihren Reichthum und ihr gemächliches Leben; sie wünschten daher dem Krieg durch zeitige Unterwerfung ein Ende zu machen und die Zerstörung der Stadt abzuwenden. Dadurch wurden aber die Eiferer um das Gesetz, welche die Übermacht in der Stadt hatten, nur desto mehr aufgebracht, so daß sie über die Häupter der friedliebenden Partei herfielen und eine große Anzahl derselben, darunter auch die Hohenpriester, ermordeten. Aber auch die- jenigen, welche in dem Entschluß, den Widerstand bis aufs äußerste fortzusetzen, über- einstimmten, waren unter sich in mehrere Parteien getheilt, und öfters, wenn die Feinde von außen unthätig waren, brach der Parteihaß im Innern der Stadt in offenen Bürgerkrieg aus. Tag und Nacht währte das Geschrei und Toben der Kämpfenden, und in der heillosen Verwirrung verbrannte eine solche Menge Getreide in der Stadt, daß dadurch hauptsächlich die später entstandene entsetzliche Hungersnoth veranlaßt wurde. Es war gerade Ostcrzeit des Jahres 70, und des Festes wegen war eine Menge fremder Juden in Jerusalem zusammengeströmt. Josephus schätzte die ganze Zahl der Anwesenden auf fast 3 000 000. Diese Flut von Menschen wurde durch das anrückende Heer in den engen Raum der Stadt zusammengedrängt; und als infolge der innern Unordnung und des Aufruhrs Mord und Brand die belagerte Stadt heimsuchte, da mußte bald unter jener Masse von Menschen die schrecklichste Hungersnoth einreißen. 3. Der beispiellose Kampf dauerte vom 12. Mai bis zum 11. September. Am fünfzehnten Tage der Belagerung war es den Römern gelungen, die erste Mauer, welche den Stadttheil Bezetha umschloß, zu nehmen, und neun Tage später eroberten sie auch die zweite Mauer und mit derselben die untere Stadt Akra, so daß die Juden nur noch die Burg Antonia, den Tempel und die obere Stadt Zion behaupteten. Dies war aber bei weitem der stärkste Theil der großen Stadt, und Titus sah bald ein, daß er bei der hartnäckigen, wilden Wuth, mit der die Juden ihr Heiligthum vertheidigten, gegen solche Befestigungen mit der Gewalt der Waffen wenig ausrichten würde. Deß- halb beschloß er, die Stadt auszuhungern und die Wuth ihrer Vertheidiger dadurch zu bändigen. Dazu ließ er das Heer einen Wall um das belagerte Jerusalem aufführen, der jede Verbindung zwischen der Stadt und dem umliegenden Lande abschnitt, so daß Jesu Weissagung (Luk. 19, 43.) auch hier wörtlich eintraf. Jetzt erreichte die Hungers- noth die entsetzlichste Höhe. Täglich starben Tausende, und wie Gespenster wankten die Überlebenden umher. Viele suchten außerhalb der Stadtmauer Nahrungsmittel, sie fielen den Römern in die Hände,^und Titus, der später so menschenfreundliche Fürst, ließ sie im Angesichte der auf der Mauer befindlichen Juden kreuzigen, oft 500 und darüber an einem Tag. Zuletzt gebrach es an Holz und Raum für die Kreuze. (Matth. 27, 25.) Dennoch wurden die Belagerten nicht abgeschreckt. Die von den Römern während siebzehntägiger angestrengter Arbeit aufgeworfenen Wälle wurden von den Juden mit unerhörter Kühnheit, Entschlossenheit und Schnelligkeit zerstört. Und Titus blieb nichts anderes übrig, als die ganze Stadt mit einer Mauer zu umschließen, was von den römischen Soldaten mit steigender Erbitterung ausgeführt wurde. Indessen nahmen die Greuel in der unglücklichen Stadt immer mehr überhand. Lesebuch. 16
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