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1. Für die Oberstufe - S. 244

1879 - Stuttgart : Hallberger
244 standen sie den Veränderungen der Luft, der Hihe und Kälte, dem Regen und dem Schnee. Eine Bären- oder Wolfshaut, auf die Erde gebreitet, war ihr Lager, dieselbe Haut, wenn der Knabe heranwuchs, fein Mantel, der kühle Vach seine Erfrischung sogut im Winter als im Sommer, die einfachsten Speisen, Milch und Brot, und das Fleisch von Rindvieh, Wild- bret, wohl auch Pferdefleisch seine Nahrung. Bogen und Wurfspieß waren von früh an sein Spielzeug und bald auch seine Waffe, die er nie mehr von sich ließ. Ein Lieblingsspiel der Jugend war, auf scharfe Spieße, welche ihnen ältere Männer in ganzen Reihen entgegen hielten, einzuspringen und Körper und Auge so zu gewöhnen, daß die Schnelligkeit und Gewandtheit des Anlaufs die Gefahr glücklich überwand. Nicht die verdorbene Lust verschlossener Stuben, nicht ein tagelanges Stillsitzen mit zusammengekrümm- ten Gliedmaßen und vor allen Dingen nicht eine verdorbene Einbildungs- kraft, welche Lüste und Begierden frühzeitig weckt und den Menschen er- schlafft, hemmten die gesunde Ausbildung des Wuchses. Die Keuschheit war bei ihnen eine so große Tugend, daß ein Jüngling, welcher sie ver- letzte, von seinen Genossen verachtet wurde. 4. So dürfen wir uns nicht wundern, daß die Deutschen ein so überaus starkes Volk waren, und daß sie den Römern, die von Natur mittelmäßigen Wuchses waren, als Riesen erschienen. Teutoboch, König der Teutonen, setzte über vier bis sechs nebeneinander gestellte Pferde hinweg, und er war nicht der einzige, der das vermochte. Als die Cimbern in Italien an den Etschfluß kamen und keine Brücke fanden, da stellten sich ihre stärksten Krieger drei bis vier Mann hoch in den Strom quer hinüber und legten Schild an Schild zusammen, um das Wasser aufzustauen, damit das übrige Heer inzwischen durch die auf solche Weise gebildete Furt hinüberziehe. Das Wasser war zwar gewaltiger als ihre Kühnheit und riß die lebendige Mauer hinweg; aber welches Krastgefühl müssen diese Völker gehabt haben, daß sie sich solches unterstehen konnten! 5. Die Männer übten sich viel in den Waffen bald im Kriege bald aus der Jagd; denn nur diese beiden Beschäftigungen hielten sie eigentlich des freien Mannes für würdig, obgleich sie auch tüchtige Bauern waren. Früh nahm der Vater seinen Sohn mit auf die Jagd, daß er feinen Wurf- spieß gebrauchen lernte. Der schönste Tag für den Jüngling war aber der, wenn er in der öffentlichen Volksversammlung von dem Fürsten oder von seinem Vater feierlich mit Schwert, Schild und Speer geschmückt und dadurch in die Zahl der Männer aufgenommen wurde. Nun durfte er mit in den Krieg ziehen und mit in der Volksversammlung erscheinen und bei den öffentlichen Angelegenheiten auch seine Stimme geben.
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