1879 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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hegten, beschloss er, den Prinzen aus Deutschland zu entfernen und in Spanien
in ein Kloster zu stecken. Bald zeigte sich eine günstige Gelegenheit zur
Ausführung dieses Planes. Da nach beendigtem Feldzug gegen die Türken
der Kaiser nach Italien reiste (1582), um von da nach Spanien zu segeln, so
konnte es keinen Verdacht erregen, dass der Prinz im Gefolge des Kaisers
die Reise mitmachen sollte. Dem Tifferny kam der Plan des Kaisers zu Ohren.
Er theilte dem Prinzen die gemachte Entdeckung mit, und es schien am
geratensten, dass dieser jetzt sogleich (man reiste bereits über die tyrolischen
Gebirge) aus dem Gefolge des Kaisers unbemerkt sich entferne und zu seinem
Oheim, dem Herzog von Bayern, nach Landshut entfliehe. Der treue Hofmeister
wollte die Gefahr der Flucht mit dem Prinzen theilen. So begannen sie denn,
geführt von einem wegkundigen Landmann, im Vertrauen auf Gottes Schutz
die gefahrvolle Reise.
2. Wie es den Flüchtigen nun ergangen, und wie sie namentlich vor den
nachsetzenden spanischen Kriegsknechten bewahrt wurden, das wollen wir aus
dem Munde eines vaterländischen Dichters, Gustav Schwab, vernehmen.
1. So nächtlich auf der Reisen
Verlassen sie den Tross;
Und mit verkehrten Eisen
Beschlagen beid ihr Ross,
Dass nicht die Spur verkünde
Den Feinden ihren Weg.
Dann geht es durch die Gründe
Und über den Felsensteg.
2. Die guten Rosse jagen,
Als giengs auf ebner Erd,
Bis es beginnt zu tagen,
Da hinkt des Fürsten Pferd.
Es zeigt hispansche Reiter
Von fern das Morgenlicht;
Das treue Thier will weiter,
Bis es zusammenbricht.
8. Der junge Fürst zu Fusse
Stand in dem fremden Wald;
Er schwang zum Morgengrusse
Sein frisches Schwert alsbald:
«Ich lasse mich nicht fangen,
Ich sterb in dieser Noth;
Wohl vor dem Kloster bangen
Darf mir, nicht vor dem Tod.»
4. Mit strafender Gebärde
Sprach aber: «Das sei fern!»
Und stieg dabei vom Pferde —
Der treue Mann Tiffern.
Lesebuch.
«Es darf ein Fürstenleben
Nicht so sich bieten feil;
Mein Ross will ich Euch geben,
Darauf entweicht in Eil!»
5. «Ihr zögert, es zu nehmen?
Was weint Ihr über mir?
Soll mich an Treu beschämen
Dort Euer todtes Thier?
Das Thier hat Euch getragen,
Bis dass es niederfiel;
Von mir soll keiner sagen:
Er wich von ihm am Ziel.»
6. Zugleich mit raschem Schwünge
Setzt er aufs Pferd den Herrn,
Das mit behendem Sprunge
Rennt in des Waldes Kern.
Auf alle Vorsicht denkt er;
Das todte Ross sogleich,
Die Spur zu tilgen, senkt er
Abseits in einen Teich.
7. Er selbst verbirgt im Moore,
In Schilf und Büschen sich
Und harrt im feuchten Rohre,
Bis dass der Tag verblich.
An ihm vorüber flogen
Die Knecht’, es späht ihr Blick;
An ihm vorüber zogen
Sie Abends leer zurück.
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