1879 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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wenigen Begleitern voran auf das Schloß und trifft hier eine Menge öster-
reichischer Offiziere. Welch große Gefahr für seine Freiheit, fein Leben'.
Doch mit der ruhigsten Miene spricht er: Guten Abend, meine Herren!
Sie werden mich hier wohl nicht vermuthen? Kann man denn noch mir
unterkommen? Ein ehrfurchtsvolles Ah! war die Antwort. Indessen
kamen seine Begleiter und machten die Österreicher zu Gefangenen. Sein
siegreiches Heer stand inzwischen noch auf den: Schlachtfeld. Die Nacht
brach ein; von Hunger, Frost und Mattigkeit überwältigt sanken die braven
Kriegsmänner auf den feuchten Boden hin. Da fängt ein Soldat an
laut und langsam zu singen: Nun danket alle Gott rc. Einer um den
andern singt ihm nach, die Spielleute fallen mit ihren Instrumenten ein,
und in einer Minute singt das ganze Heer das kräftige Lied — man
denke, mit welcher Empfindung — mit.
4. Doch nicht alle Schlachten fielen für Friedrich so günstig aus. In
der Schlacht bei Kunnersdorf z. B. blieben dem König von seinen 40 000
Mann kaum 5000 übrig. Ja er selbst war in der größten Gefahr; zwei
Pferde wurden ihm unter dem Leibe erschossen, und er wäre gefangen
worden, hätte ihn nicht noch ein wackerer Rittmeister mit seinen Husaren
herausgehauen. Prittwitz, ich bin verloren! rief er auf dem Weg mehr-
mals aus, und auf dem Rücken dieses treuen Gefährten schrieb er mit
Bleistift an einen seiner Minister in Berlin: Alles ist verloren. Retten
Sie die königliche Familie. Adieu für immer! — Die Uneinigkeit feiner
Feinde wurde das Mittel zu seiner Rettung.
Auch später einmal sah Friedrich, von Russen und Österreichern bedrängt,
nirgends einen Ausweg. Da tröstete ihn der alte, fromme Husarengeneral
Ziethen, es werde gewiß noch alles ein gutes Ende nehmen. Friedrich
fragte darauf spöttisch, ob sich Ziethen etwa einen neuen Alliirten (Ver-
bündeten) verschafft habe. Nein, antwortete Ziethen, nur den alten da oben,
und der verläßt uns nicht. Ach, seufzte der König, der thut keine Wunder
mehr. Deren brauchts auch nicht, versetzte der fromme Husar; er streitet
dennoch für uns und läßt uns nicht sinken. — Zwanzig Tage darnach zog
das gefürchtete Rusfenheer ab. Da sagte der König zu Ziethen: Er hat
doch damals Recht gehabt, und Sein Alliirter hat Wort gehalten.
5. Als Rußlands Kaiserin Elisabeth starb, waren alle Parteien des
Krieges müde. Der Friede zu Hubertsburg machte dem Krieg ein Ende.
Friedrich blieb im Besitz Schlesiens. Jetzt war Friedrichs angelegentliche
Sorge, die Wunden, welche der Krieg seinem Land geschlagen, wieder zu
heilen. Mit freigebiger Hand schenkte er den Bedürftigen aus seiner Privat-
kaffe. Ganze Dörfer ließ er auf seine Kosten wieder aufbauen. Die Kriegs-