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1. Teil 2. Mittelstufe - S. 203

1905 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
185. Der hörnene Siegfried- 203 Der König Gibich schickte Boten aus nach allen Richtungen, um seine ver- lorene Tochter zu suchen, aber keiner fand eine Spur von ihr. Darüber war viele, viele Tage lang großes Trauern und Klagen in der Königsburg. Siegfried aber ward indessen ein gewaltiger Held von solcher Stärke, daß er Bären lebendig erjagte und zum Spott an die Bäume hing. Doch auch er fand trotz seines rastlosen Suchens nirgends die geraubte Jungfrau. Da verfolgte einmal sein treuester Hund eine seltsame Spur, und Siegfried jagte ihm eifrig nach, ohne an Schlaf oder Trank und Speise zu denken, bis er endlich am vierten Tage in einen wilden, unwegsamen Wald geriet und sich völlig verirrte. Hier wäre er wohl verloren gewesen trotz aller seiner Stärke; aber als er laut über sein Mißgeschick klagte, kam der Zwergkönig Eugel auf kohlschwarzem Rosse daher. Sein Kleid war von weißer Seide und mit Gold durchwirkt; auf dem Kopfe trug er eine prachtvolle Krone mit so glänzenden Edelsteinen, daß der dunkle Wald davon erleuchtet ward. Er begrüßte Siegfried freundlich, als ob er ihn lange gekannt hätte, dann aber gebot er ihm schnell zu fliehen, weil ganz in der Nähe ein Drache hause, der eine Jungfrau gefangen halte; „wenn dieser dich erblickt", sagte er, „so mußt du dein junges Leben in diesem Walde verlieren." Da freute sich Siegfried, der gefangenen Kriemhilde so nahe zu sein, und erklärte dem Zwerge, daß er gerade gekommen sei, um sie zu be- freien; aber erschrocken rief Eugel: „Du willst dich solches Dinges unter- fangen? Hättest du auch den halben Erdkreis bezwungen, so würde dir das doch nichts helfen; die Jungfrau müßtest du hier auf dem Felsen lassen. Denn den Schlüssel zu diesem bewahrt der Riese Kuperan, und ehe du auf die Höhe gelangtest, müßtest du mit ihm einen Kampf bestehen, wie er auf Erden noch nicht gekämpft worden ist." Gerade dies aber lockte den kühnen Siegfried, und was auch der gute Eugel sagte, um ihn zu warnen, so blieb er doch fest entschlossen, die geraubte Kriemhilde aus allen Gefahren zu erretten. 3. Wie Siegfried den Riesen besiegte. Nun führte der Zwerg den Helden an die Seite des Felsens, wo des Riesen Behausung war. Siegfried rief laut in die Höhle hinein. Sofort trat Kuperan hervor, bewaffnet mit einer weit über die Bäume hinausragenden Stange von Stahl, deren vier Kanten messerscharf waren, und die einen Klang gab wie eine Kirchenglocke. „Was willst du, junger Bursch, in diesem Wald?" sprach der Riese. „Ich will die Jungfrau erlösen", antwortete Siegfried, „die auf diesem Felsen gefangen sitzt." „Hoho!" sagte jener, „du kleiner Wicht, da müßtest du erst noch einige Ellen wachsen."
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