1895 -
Leipzig
: Siegismund u. Volkening
- Autor: Schillmann, Hermann, Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo, Lange, Karl
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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ward in dieser Domkirche feierliche Messe gehalten und nntei Abfeuerung
von Kanonen das Tedeumh angestimmt. Der kaiserliche General durch-
ritt die Straßen, um als Augenzeuge seinem Herrn berichten zu können,
daß seit Trojas und Jerusalems Zerstörung kein solcher Sieg gesehen wor-
den sei. Und in diesem Vorgeben war nichts Übertriebenes, wenn man die
Größe, den Wohlstand und die Wichtigkeit der Stadt, welche unterging, mit
der Wut ihrer Zerstörer zusammendenkt. Schiller.
12. Gustav Avolss Tod.
Bei Lützen — in der Nähe von Leipzig — nahmen die Heere Auf-
stellung gegeneinander. In der Nacht auf den 16. November traf Gustav
Adolf seine Anordnungen zur Schlacht, und er bestimmte u. a., daß, falls
ihm Menschliches widerfahre, der Herzog Bernhard von Weimar den
Oberbefehl über das Heer zu übernehmen habe. Am Morgen des 16. No-
vember (1632) deckte ein dichter Nebel die Gegend; erst gegen neun Uhr
brach die Sonne durch die Nebelhülle, und die Heere, die um die Palme
des Sieges ringen sollten, sahen einander. Während die Schweden unter
Trompeten- und Paukenschall das evangelische Kampfes- und Siegeslied:
„Ein' feste Burg ist unser Gott" anstimmten, schwang sich der König auf
seinen Streithengst. Er trug einen leichten ledernen Koller. Aus die Bitte
der Seinen, einen Waffenrock anzulegen, hatte er, nach oben weisend, freu-
digen Mutes geantwortet: „Gott ist mein Harnisch!" — Mit den Worten:
„Nun wollen wir dran, das walte der liebe Gott!" gab er das Zeichen zum
Beginne der Schlacht. Langsam, im Angesichte des brennenden Dorfes
Lützen, das auf Befehl Wallensteins angezündet worden war, rückte das
Heer des Königs, das zur Zeit der Mehrzahl nach aus deutschen Kriegern
bestand, gegen die Kaiserlichen vor. Wallenstein, an einem Gichtanfalle
leidend, saß nicht zu Pferde, sondern er leitete aus einer Sänfte die Schlacht.
Nun braust wie Sturmwind — der König inmitten derselben — die schwe-
dische blaue Reiterei des rechten Flügels auf den Feind ein. Die Tapferen
werden von einer Kugelsaat aus versteckt gehaltenen Batterien empfangen.
Zur Rechten und zur Linken des Königs hält der Tod reiche Ernte. Den-
noch geht es vorwärts. Da stößt die Reiterei auf breite Gräben. Die Ge-
schwader, deren Ordnung schon aufgelöst ist, stutzen einen Augenblick. Den:
Könige wird sein Pferd erschossen, er schwingt sich auf ein anderes. Das
Hindernis, das die Gräben boten, wird überwunden, die feindliche leichte
Reiterei geworfen, ebenso Piccolominis Kürassier-Regiment. Auch in der
Mitte des Heeres ist das Kampsesglück den Evangelischen hold; dagegen ge-
winnen die Kaiserlichen Vorteile über den linken Flügel.
Kaum vernimmt dies der König, so eilt er an der Spitze des gelben
Regiments den Bedrängten zu Hilfe. Der Eifer reißt ihn weit voran;
nur der Herzog von Lauenburg, der Edelknabe Leubesing und zwei Reit-
knechte sind bei ihm. Da zerschmettert eine Kugel dem Könige den rechten
Arm. Ein Reiter ruft: „Der König blutet!" — „Es ist nichts", ent- *)
*) Der Gesang: Herr Gott, dich loben wir.