1895 -
Leipzig
: Siegismund u. Volkening
- Autor: Schillmann, Hermann, Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo, Lange, Karl
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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5. Mit Mann und Roß und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen;
Feldherrn ohne Witz,
Stückleut' ohn' Geschütz,
Flüchter ohne Schuh,
nirgends Rast und Ruh.
6. Mit Mann und Roß und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen;
Speicher ohne Brot,
allerorten Not,
Wagen ohne Rad,
alles müd' und matt,
Kranke ohne Wagen:
so hat sie Gott geschlagen.
34. An mein Volk.
So wenig für mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer
Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt;
klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen
unter der Übermacht Frankreichs. Der Friede, der die Hälfte meiner
Unterthanen mir entriss, gab uns seine Segnungen nicht, denn er schlug
uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward
ausgesogen. Die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Acker-
bau ward gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiss unserer
Städte. Die Freiheit des Handels war gehemmt und dadurch die Quelle
des Erwerbes und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub
der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Ver-
bindlichkeiten hoffte ich meinem Volke Erleichterung zu verschaffen und
den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, dass es sein eigener
Vorteil sei, Preussen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten
Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, und nur
zu deutlich sahen wir, dass des Kaisers Verträge mehr noch wie seine
Kriege uns langsam verderben mussten. Jetzt ist der Augenblick ge-
kommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand schwindet. Branden-
burger, Preussen, Schlesier, Pommern, Lithauer! Ihr wisst, was ihr seit
sieben Jahren erduldet habt; ihr wisst, was euer trauriges Los ist, wenn
wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an
die Vorzeit, an den grossen Kurfürsten, an den grossen Friedrich! Bleibet
eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften:
Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiss und Wissen-
schaft! Gedenkt des grossen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten,
gedenkt der Spanier und der Portugiesen; selbst kleine Völker sind für
gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben
den Sieg errungen; erinnert euch an die heldenmütigen Schweizer und
Niederländer! Grosse Opfer werden von allen Ständen gefordert werden,
denn unser Beginnen ist gross, und nicht gering die Zahl und die Mittel
unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für
euren angeborenen König, als für einen fremden Herrscher, der, wie so
viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte Zwecken
widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Aus-
dauer, Mut und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden