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1. 6. Schuljahr - S. 208

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
208 136. Der 1. Am Himmel Abendsonnenglut, und Spicherns Höhe trieft von Blut, der Himmel rot, der Berg so rot, und tausend Helden starr und tot. 2. Nur der dort an der Mauer lehnt, der stirbt nicht, weilseinherz sich sehnt, sein junges Herz, das steht nicht still, weil ein Wort es noch sagen will. 3. Gottlob! du treuer Kamerad, dich führte Gott den rechten Pfad. „Kann ich dir helfen, Bruder, sprich, wie lab' ich dich, wie rett' ich dich?" letzte Brief. 4. Er kniet zu ihm, das Haupt geneigt. Und auf die trockne Lippe zeigt der Todeswunde, und ihn letzt der Tropfen, der die Lippe netzt. 5. Du tapfres Herz, das alle Kraft fürs letzte Wort zusammenrafft! „ O schreibe!" — „ Sieh, ich bin bereit." Und er diktiert sein letztes Leid. 6. Aus wunder Brust haucht's tief und hohl.: „Du liebe Mutter, lebe wohl!" Das war sein Brief und letzter Will'. Das junge Herz, nun stand es still. Fr. Hofmann. 137. Die alte Waschfrau. 1. Du siehst geschäftig bei dem Linnen die Alte dort im weißen Haar, die rüstigste der Wäscherinnen im sechsundsiebenzigsten Jahr. So hat sie stets mit sauerm Schweiß ihr Brot in Ehr' und Zucht gegessen, und ausgefüllt mit treuem Fleiß den Kreis, den Gott ihr zugemessen. 2. Sic hat in ihren jungen Tagen geliebt, gehofft und sich vermählt; sie hat des Weibes Los getragen, die Sorgen haben nicht gefehlt; sie hat den kranken Mann gepflegt; sie hat drei Kinder ihm geboren; sie hat ihn in das Grab gelegt und Glaub' und Hoffnung nicht ver- loren. 3. Da galt's, die Kinder zu ernähren; sie griff es an mit heiterm Mut, sie zog sie auf in Zucht und Ehren, der Fleiß, die Ordnung sind ihr Gut. Zu suchen ihren Unterhalt, entließ sie segnend ihre Lieben; so stand sie nun allein und alt, ihr war ihr heitrer Mut geblieben. 4. Sie hat gespart und hat gesonnen und Flachs gekaustund nachts gewacht, den Flachs zu feinem Garn gesponnen, das Garn dem Weber hingebracht; der hat's gewebt zu Leinewand; die Schere brauchte sie, die Nadel, und nähte sich mit eigner Hand ihr Sterbehemde sonder Tadel. 5. Ihr Hemd, ihr Sterbehemd, sie schätzt es, verwahrt's im Schrein am Ehrenplatz; es ist ihr erstes und ihr letztes, ihr Kleinod, ihr ersparter Schatz. Sie legt es an, des Herren Wort am Sonntag früh sich einzuprägen; dann legt sie's wohlgefällig fort, bis sie darin zur Ruh' sie legen. —- 6. Und ich, an meinem Abend, wollte, ich hätte, diesem Weibe gleich, erfüllt, was ich erfüllen sollte in meinen Grenzen und Bereich; ich wollt', ich hätte so gewußt am Kelch des Lebens mich zu laben, und könnt' am Ende gleiche Lust an meinem Sterbehemde haben. A. v. Chamisso.
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