1879 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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25. Moose und Pilze.
Wenn man von den bemoosten Zweigen einer alten
Tanne spricht, so verwechselt man häufig Moose und Flechten
mit einander.
Das sogenannte isländische Moos, welches man in
unserem Fichtelgebirge findet, und welches im hohen Norden
den Renthieren zur Nahrung dient, ist ebenfalls kein Moos,
sondern eine Flechte.
Da man auch auf dem Erdboden, wie auf Bäumen und
Steinen solche Flechten findet, so unterscheidet man Erd-,
Stein- und Baum fl echten.
Die ganze große Klasse der Flechten bedarf zum Gedeihen
der Feuchtigkeit der Lust, und zwar fast bloß dieser. Deshalb
siedeln sich die Flechten an den dicke» Stämmen unserer Wald-
bäume vorzugsweise ans der Westseite an. Man findet sehr oft
diese Seite ganz mit Flechten und Moosen bedeckt und aus der
entgegengesetzten Seite kaum eine Spur davon. So dienen die
geringen Flechten Wanderern, die sich im Walde verirrt haben,
dazu, sich zurecht zu finden.
25. Moose und Pilze.
Wenn du ans dem Schindel- oder Ziegeldache eines Hauses
da und dort ein frischgrünes Polsterchen erblickst, dann hast du
ein Moos vor dir, freilich nur eine Art der Moose, deren
es 500 bis 600 gibt.
Ein solches Moospolsterchen besteht aus vielen einzelnen
Pflänzchen, die schon viel vollkommener sind, als die oft mit
ihnen verwechselten Flechten. An jedem Pflänzchen kannst du
einen Stengel und zierliche Blätter unterscheiden. Zu seiner
Zeit, oft mitten im Winter, kommen zwischen den einzelnen
Pflänzchen oft roth gefärbte Stielchen hervor, die mit einer-
zierlichen Kapsel endigen. Das sind die Moosfrlichte.
Wenn ich dir das Innere eines solchen Früchtchens unter einem
Vergrößerungsglase zeigen könnte, so würdest du staunen, wie
wunderbar schön es gebaut ist.
Solltest du aber glauben, daß die Moose bloß auf Dächern
vorkommen, so würdest du irren. An den Rinden der Bäume,
auf Mauern und Felsen, besonders aber auf dem feuchten
Waldboden findet man Moose von verschiedener Art. Ost ist
eine große Strecke des Waldes mit einem dichten Moospolster
bedeckt.
Ueber den Nutzen der Moose wissen viele Menschen nicht
mehr, als daß man mit ihnen im Winter die Fenster, die nicht
genau schließen, verstopft und daß sie dem Landmanne als
Viehstreu dienen. Das ist aber ihr geringster Nutzen. Wir
behaupten nicht zu viel, wenn wir sagen, daß von den
Moosen zum großen Theil die Fruchtbarkeit einer Gegend ab-