1879 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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117. Der Luftdruck.
Schwerkraft der Erde eben so gut angezogen und festgehalten,
als andere Körper. Sie übt an der Erde, durch die auf ihr
liegenden Luftmassen zusammengepresst, nach allen Seiten einen
sehr starken Druck aus. Wir fühlen aber diesen Druck eben so
wenig, als der Fisch oder der Schwimmer den noch grösseren
Druck des Wassers empfindet, weil unser Körper von allen
Seiten mit Luft umgeben und auch inwendig von derselben durch-
drungen ist, so dass das Gleichgewicht der Luft hergestellt ist. Auf
iö cm eines luftleeren Raumes beträgt der Luftdruck i kgr.
Tauchst du eine oben und unten offene Röhre (am besten eine
Glasröhre; die Wirthe bedienen sich des Stechhebers) senkrecht
unters Wasser und verschliessest du unter demselben mit dem Daumen
die obere Oeffnung dieser Röhre, so bleibt beim Herausziehen derselben
das Wasser in ihr. Die Luft stemmt sich nämlich durch die untere
Oeffnung so stark gegen das Wasser, dass es nicht herausfliessen kann.
Hebst du deinen Daumen auf, dass die Luft auch von oben in die
Röhre dringen kann, so Hiesst das Wasser ab. — Saugt man aus einem
Arzneigläschen die Luft, so drückt die äussere Luft dasselbe so
fest an die Zunge oder an die Lippen, dass es hängen bleibt. —
Die fast luftleer gemachten Schröpfköpfe werden von der äussern
Luft an den Körper des Menschen gedrückt. Die im Fleische
des Geschröpften befindliche Luft drängt sich mit solcher Gewalt in
die Schröpfköpfe, dass sie durch die vom Arzte gemachten kleinen
Wunden das Blut mit heraustreibt. — Durch das Erweitern unserer
Brusthöhle dringt die Luft in die Lungen; durch das Zusammenziehen
derselben wird sie herausgetrieben. Wir nennen diesen Vorgang
Athmen. — Warum hiesst aus einer mit Wasser gefüllten, unverkorkten
Bouteille, obgleich du den Hals der Flasche nach unten hältst, nichts
heraus? — Warum läuft aus dem geöffneten Hahn eines Fasses kein
Wasser, so lange das Spundloch geschlossen ist? — (Halbkugeln und
Luftpumpe des Bürgermeisters Otto von Guerike von Magdeburg 1650.)
Die Spritzbüchse, der Saugheber.
Die Knaben verfertigen aus Hollunderholz Spritz-
büchsen. Ziehen sie, den hintern Theil der Spritze unters
Wasser haltend, den Kolben zurück, so entsteht im Spritzen-
rohre ein luftleerer Raum. Die Luft drückt aber so stark
auf die Oberfläche des Wassers, dass dieses durch die kleine
Spritzenöffnung in das Rohr gepresst wird. — Die Luft
duldet keinen leeren Raum. — Auf den Wirkungen
des Luftdrucks beruht auch die Einrichtung der Pumpwerke.
Der Saugheber, den du bei jedem Wirthe sehen
kannst, ist eine unter einem Winkel gebogene, gleichweite
Röhre. Der eine Schenkel ist etwas länger als der andere. •
Den kürzern Schenkel taucht man durch das Spundloch eines
Fasses in eine Flüssigkeit, während man den längeren tief
nach unten kehrt. Saugt man an letzterem die Luft heraus,
so steigt die Flüssigkeit, vom Luftdruck gezwungen,
in dem kurzen Schenkel bis zum Knie des Hebers empor