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1. Preußischer Kinderfreund - S. 222

1876 - Königsberg : Bon
222 Fußwege dienende Dämme hervorragen. Im December aber tritt man in ein Paradies von Fruchtbarkeit ein, wie man es nirgends finden kann. Der Reisende, wenn er zur Zeit der Ueberschwemmung ankommt, sieht mit Er- staunen tausend und aber tausend Barken und Kähne mit schneeweißen Se- geln und Flaggen von allen Farben und seidnen Fahnen geschmückt, mit Kränzen geziert, mit türkischer Musik, mit jubelndem Volk, den Strand be- decken, während bei uns eine solche Ueberschwemmung als ein großes Unglück angesehen wird. — Sobald die Ueberschwemmung hoch genug gestiegen ist, wird der große Kanal durchstochen, und das ganze Land gewässert, alsdann ist eine ordent- liche Aernte zu erwarten. Im October verläuft sich das Wasser wieder. Nun wird in aller Eile der schwarze Boden besäet, und bis bei uns der Winter eintritt, übertrifft dort die Frische und Kraft des üppigen Pflanzenwuckses Alles, was man nur in den schönsten Gegenden des gelobten Landes sehen kann. Während dieser glücklichen Jahreszeit ist Aegypten von einem Ende bis zum andern eine einzige, von den lieblichsten Blumengerüchen duftende Wiese, die sich mit der zunehmenden Hitze der Jahreszeit, im Februar und März, zusehends in ein wogendes Aehrenmeer verwandelt. Aber mit der Aernte, die vor Ostern eintritt, geht diese Pracht vorüber. Die immer gleich heiß brennende Sonne, der Mangel an schattigen Bäumen, die Einförmigkeit des Bodens, ja selbst des Himmels (denn es regnet nie und der Himmel glänzt von Morgens bis Abends in einem weißen blendenden Lichte), alles das wird dem Europäer zur schweren Last. Die Baudenkmale bezeugen uns, welche hohe Cultur hier schon vor mehr als 4000 Jahren herrschte. Die ungeheuren Paläste und Tempel, von denen noch 20, obgleich vor mehreren tausend Jahren gebaut, so wohl er- halten sind, als ständen sie einige Jahre, die Figuren, Obelisken, die berühmte Memnonssüule, 100 Fuß hoch, und auf ihr aus einem Gra- nitstück eine Riesenbüste, von der Brust bis zum Kopfwirbel 10 Fuß hoch und 240 Ctr. schwer, die Pyramiden bis 500 Fuß hoch, sagen uns, daff die Aegypter alles für die Ewigkeit bauen wollten, denn die ungeheuren auf- einander geschichteten Steinquader, gewöhnlich ohne Mörtel, trotzen der Zeit, dabei übertrifft die Größe der Bauten unsre größten Gebäude um das viel- fache; der Palast von Karnak war 10,000 Fuß lang und über 4000 Fuß breit; in einem der Säle könnte unsre größte Kirche stehen. Die Geschichte Aegyptens erfahren wir aus den Zeichenschriften (Hiroglyphen), Bildern und Figuren, womit alle Wände von innen und außen bekleidet waren. In gewaltigen Grotten, in den Felsen eingehauen, bewahrten sie die Leichen der Verstorbenen, nachdem sie mit wohlriechendem Harze einbalsamirt waren; noch heute findet man sie (Mumien) wohl erhalten. Außer den bekannten Raubthieren findet man noch das Nilpferd, das Krokodil, das Ichneumon und den Ibis — auch gedeihen hier außer unserm Getreide die meisten Pflanzen der südlichen Zone, alsjndigo, Zucker- rohr, Datteln, Baumwolle u. s. w. Aegypten, jetzt unter türkischer Herrschaft, hat auf 750 Q. M. 3 Millionen Einwohner, es ist das Land, wohin, der Theuerung in Ka- naan wegen, Abraham zog und in welchem Gott Joseph prüfte. Nach Mauer und Grube»
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