Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Preußischer Kinderfreund - S. 295

1876 - Königsberg : Bon
— 295 — 38. Gottes Strafgerichte in Russland (1812). Dunkel und ver hängn issvoll kam das Jahr Ächze lin hundert und zwölf heraus. Mit Bangen sahen die Völker nach Osten, denn dahin zogen unermess- liche Kriegsschaaren. Von Frankreich und Italien her durch Deutschland hin bedeckten sie alle Heerstrassen. Jede Stadt sah täglich neue Regimenter. Uner- messliches Kriegsgeräth auf Wagen ging voran und folgte; so auch zahllose Viehheerden, die Rinder mit leichtem Hufbeschlag. Die Züge begannen schon im Februar und wollten im blühenden Mai und Juni immer noch nicht enden. Es war, als sollte eine Welt erobert oder gar hinweggetragen werden. Fünfmal hunderttausend Mann, darunter achtzigtausend Reiter nebst 13,000 Kanonen standen Mitte Juni in einer Ausdehnung von hundert Meilen an der russichen Grenze; denn es galt Russlands Kaiser Alexander dem Machtgebote des stolzen Napoleon zu beugen. Alle mit diesem verbündeten Fürsten hatten ihre Heere gesendet; Jeden hielt er für seinen Gegner, der nicht mit ihm ging; darum musste ihm auch Preussen mit dem Anerbieten einer Heermannschaft entgegenkommen. Obgleich zahlreich und tapfer, vermochten die russischen Heere dem Andrang des überlegenen Feindes nicht zu widerstehen. Sie wichen und liessen hinter sich eine Wüste. Unter un- aufhörlichen Kämpfen, vornehmlich in dem Sturm von Smolensk und in der Würgeschlacht bei Borodino an der Moskwa, erreichten die Franzosen endlich am 14. September Moskau, das lange ersehnte Ziel für die Winterrast. Denn also hatte Napoleon es ihnen verheissen. Als er die alterswürdige grosse Haupt- stadt mit ihren goldglänzenden Kuppeln von einem Hügel herab zu seinen Füssen liegen sah, rief er freudig: „Da ist sie denn endlich, diese hochberühmte Stadt!“ und die Freudenrufe der Soldaten wollten kein Ende nehmen — Um so banger war der Einzug. Die Strassen still und leer; hin und wieder nur einzelne Greise und verdächtige Umtreiber. Napoleon bezog das ehrwürdige Schloss der russischen Kaiser, den Kreml. Aber schon in der folgenden Nacht brachen über seinem Haupte und dann auch an hundert andern Orten der Stadt die Flammen aus. Unlöschbar schlugen die Feuergarben gen Himmel, und nach vier Tagen lag die ganze Stadt in Asche. So begannen die göttlichen Strafgerichte, und unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer. Noch schmeichelte sich der schwer Ge- troffene mit Friedenshoffnungen, aber vergebens; Ende October musste er den Rückzug antreten. Darauf hatten die Russen schon gewartet. Mit Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den fliehenden Feind und liessen ihmtag undnacht keine Ruhe. Aber Tod und Verderben sollte noch furchtbarer über das Heer hereinbrechen. Schon im November machte grimme Kälte Alles erstarren, und als sie den höchsten Grad erreichte, erlagen ihr in einer einzigen Nacht die Pferde der ganzen Reiterei. Und die Menschen, o, welcher Jammer! Städte und Dörfer waren verbrannt; nirgends ein Obdach; kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen; so zogen die fliehenden Schaaren in zerrissenen Kleidern, mit halb ent- blösslen Füssen fort über Schnee und Eis. An jedem Morgen lagen Hausen Er- siorner um die ausgebrannten Wachtfeuer. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog, — hinter ihm her waren die russischen Schaaren — da brachen die Brückengelände, und Tausende fanden in den Fluthen ihr Grab. — Da ver- liess Napoleon heimlich auf einem Bauerschlitten das Heer und eilte nach Frank- reich, um durch neue Streitmassen zu schrecken, dass die Völker sich nicht zur Freiheit ermanneten und abschütteln möch'en das Joch der Knechtschaft. 39. Des Deutschen Vaterland. ^ ist des Deutschen Vaterland? Jst's, wo am Belt die Move zieht? ^st s Preußenland, ist's Schwabenland? O nein, o nein, o nein, o nein! ^st s, wo am Rhein die Rebe blüht? Sein Vaterland muss größer sein.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer