1876 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Preuß, August Eduard, Vetter, J. A.
- Auflagennummer (WdK): 100
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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4. Die Schlacht bei D ennewitz. (Den 6. September 1813.)
Napoleon richtete noch einmal sein Augenmerk auf Berlin, das er
um jeden Preis in seine Gewalt bringen wollte. Am 3. September brach
Ney mit 77,000 Mann von Wittenberg gegen Berlin auf. Bei Zahne warf
er Tauenzien mit der preußischen Vorhut zurück. Bülow, der den Plan
des Feindes durchschaute, beschloss, ihm am folgenden Tage in die Flanke zu
zu fallen, worauf er sich durch einen Nachtmarsch vorbereitete. Kein Wacht-
feuer, kein Lärm durfte seine Nähe verrathen. Sorglos kam der Feind am
Morgen bis gegen Jüterbog und griff Tauenzien mit überlegener Macht
an. Aber die preußischen Landwehrleute standen hier für ihren eigenen Heerd
und hielten 4 Stunden lang die Stöße des Feindes aus, der durch Geschütz-
feuer ihre Reihen furchtbar lichtete.
Nachdem er rückwärts auf Hügeln die alte Stellung wie am Morgen
genommen hatte, donnerte zur Rechten eine Kanonade, die Bülows Ankunft
verkündete. Tauenzien nun wieder auf und vorwärts mit Fußvolk und
Reitern, Sturm auf Sturm, bis Nachmittag um 3 Uhr die Feinde sich hier
zurückzogen.
Indessen befand sich auch Bülow seit 2 Stunden im Kampfe. Die
Nachricht von dem Katzb ach siege gab den Truppen die kampffreudigste
Stimmung. Alle Auftritte von G r o ß b e e r e n wiederholten sich, es geschahen
Wunder der Tapferkeit, und Abends 6 Uhr begrüßten sich die Truppen Tau-
enziens und Bülows als Sieger; — aber zu früh.
Neue feindliche Divisionen und immer neue traten auf zur Behaup-
tung des Dorfes Gölsdorf, bis sie endlich im vierten Sturme zurück und
hinausgeworfen wurden. Aber hinter den weichenden erschienen Reiterge-
schwader und 4o Bataillone, denen Bülow nur 15 Bataillone entgegen zu
stellen hatte. So stand abermals die Schlacht, und die Entscheidung des
Tages neigte sich schon Ney zu, als gegen Abend der General Börstel
unter kliimendem Spiel heranrückte und, seine Reiter voraus, in den Feind
stürzte. Das war ein rechtes Herzstück vaterländischer Treue, in welcher er
sich von dem schwedischen Kronprinzen losgerissen hatte. Noch ein heftiger
hin- und herwogender Kampf, doch endlich mußten die Franzosen dem un-
gestümen Angriff weichen und begannen sich in wilde Flucht aufzulösen. Bü-
low hatte mit seinen 50,000 Mann, nur Preußen, einen glänzenden Sieg
erfochten, den berühmten Ney mit 77,000 Mann geschlagen und 4 Fahnen,
80 Kanonen und 400 Wagen erbeutet. Die Preußen verloren an Todten
und Verwundeten 9000, der Feind 13—15,000. Nun hatte Berlin Ruhe.
Nach Pierson. F. Schmidt.
43. Die Völkerschlacht bei Leipzig. <Der m, m und i9. Oktober i8ia>
In den ersten Oktobertagen des Jahres 1813 hatte Kaiser Napoleon
Dresden verlassen und war mit seinen Truppen in die große Ebene von
Leipzig gegangen. Hier war es, wo vom 16. bis 19. Oktober Völker aus
allen Himmelsgegenden im blutigen Kampfe gegenüber standen. Hier wütheten
2000 Feuerschlünde drei Tag lang unter 500,000 Kriegern, von denen die
Einen voll hoher Begeisterung für die heilige Sache des Vaterlandes, die
Andern für ihren vieljährigen Waffenruhm stritten.
Kalt und düster brach der Morgen des 16. an, als um 9 Uhr auf
das Zeichen von 3 Kanonenschüssen im Südosten von Leipzig bei Wachau