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1. Preußischer Kinderfreund - S. 309

1876 - Königsberg : Bon
309 dem ganzen Heere will ich kommen," sagte er und schlief dann ruhig weiter. Als er am andern Morgen vom Lager aufzustehen trieb und rasch zu Pferde wollte, hielt ihn der Wundarzt zurück, um ihn noch einzureiben. „Ach was," rief er, „noch erst schmieren! Lasst nur sein; ob ich heute balsamirt oder un- balsamirt in die andere Welt gehe, wird wohl auf Eins herauskommen." Der Regen, der in Strömen herabfloss, war ihm eine gute Vorbedeutung für den Tag. „Siehe da, unsere Bundesgenossen von der Katzbach," sprach er zu seinen Kriegern. „Da sparen wir dem König wieder viel Pul- ver." Sein froher Blick und bald auch der warme Sonnenschein gaben dem Heere die frohe Stimmung wieder, und sein „Vorwärts, Kinder!" war für Alle die heiterste Feldmusik. Napoleon war freudig überrascht, als er früh am 18. Juni das englische Heer vor sich sah. „Ha, nun habe ich sie, diese Engländer!" rief er aus und ordnete auf der Hohe von Belle-Alliance sein Heer. Aber der durch- weichte Boden hinderte jeden Fortschritt; erst um Mittag begann die Schlacht. Von beiden Seiten wurde mit dem ausgezeichnetsten Heldenmuthe gekämpft. Die Franzosen fochten mit andringender Wuth, die Engländer mit aus- dauernder Standhaftigkeit. Die Uebermacht Napoleons gab ihm Zuversicht. Drei, vier Mal zurückgeschlagen, trieb er immer neue Heeresmassen die Höhen hinan gegen den unerschütterlichen Feind. Schon war dieser auf's Aeußerste erschöpft. Mit schwerer Besorgnisi sagte der englische Feldherr: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen!" Da donnerten um y25 Uhr die Kanonen von der Seite und im Rücken der Franzosen, und mit inniger Rührung rief Wellington: „Gott sei Dank, da ist der alte Blücher." Blücher hatte Alles gethan, den Zug zu beschleunigen; doch schon Morgens nöthigte ihn eine Feuersbrunst zu Umwegen. Unaufhörliche Regen- güsie hatten Flüsse und Gräben angeschwellt, dass Fußvolk und Reiterei nur mit Mühe vorwärts konnten; die Mannschaft hielt die Patrontasche zwischen den Zähnen, die Gewehre hoch über dem Wasser, das kleinen Leuten selbst den Hals bespülte; das Geschütz zumal machte unsägliche Beschwerde. Blücher, in lebhafter Sorge, sein Wort zu lösen, rief anfeuernd sein „Vorwürs, Kin- der!" in die Reihen der Krieger hinein. Sie erlagen fast den Mühselig- keiten und riefen, es geht nicht mehr, es sei unmöglich. Da redet Blücher sie mit tiefster Bewegung und Kraft an: „Kinder, wir müssen vorwärts! Es heißt wohl, es geht nicht, aber es muss gehen, ich habe es ja meinem Bruder Wellington versprochen; hört Ihr wohl? Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll." Und so ging es denn vorwärts. Nach 4 Uhr konnten zwei Brigaden zum Angriff schreiten. Aus dem Walde hervor- brechend, die Höhe hinan, senkten sich dann die preußischen Schlachtreihen stufenartig das Gelände hinab, so dass die Kanonen hinter und übereinander auf die Feinde hinabdonnerten. Napoleon, der die vom Walde andringenden Massen für Truppen seines Marschalls Grouchy (Gruschi) gehalten hatte, war bald enttäuscht. Der drohenden Gefahr zu begegnen, stellte er den Preußen allmählig den ganzen sechsten Heertheil entgegen, der noch ohne Blutarbeit im Rückhalt gestanden hatte. Im Rücken und auf dem rechten Flügel des französischen Heeres drängten sich nun die Ereignisse zur Entscheidung des Tages. Gegen 30,000 Preußen richtete sich hier 2 Stunden lang ohne Unterlass das mör- derische Gewehr- und Geschützfeuer; mauerfest stand die Schlacht. Da er-
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