1876 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Preuß, August Eduard, Vetter, J. A.
- Auflagennummer (WdK): 100
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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unten in einen Irrgarten von Gängen, die Stollen, und mein freundlicher Mei-
ster ward nicht müde, meine neugierigen Fragen zubeantwortenundmichüber seine
Kunst zu belehren. Ich fühlte mich nun in vollem Besitz dessen, was von jeher mein
sehnlichster Wunsch gewesen war. Das Rauschen des Wassers, die Entfernung
von der bewohnten Oberfläche, die Dunkelheit und Verschlungenheit der Gänge
und das entfernte Geräusch der arbeitendenbergleute ergetzte mich ungemein. Mit
welcher Andacht sah ich zum ersten Mal in meinem Leben den König der Metalle
in zarten Blättchen zwischen den Spalten des Gesteins. Es kam mir vor, als
sei er hier wie in festen Gefängniflen eingesperrt und glänze freundlich dem Berg-
mann entgegen, der mit so vielen Gefahren und Mühseligkeiten sich den Weg
zu ihm durch starke Mauern gebrochen, um ihn an das Licht des Tages zu för-
dern, damit er an königlichen Kronen und Gefäßen zu Ehren gelange und in
geachteten Münzen, mit Bildnissen geziert, die Welt beherrschen und leiten möge.
öl. Steinkohlen, Brannkohlen, Torf, Schwefel und Bernstein.
In manchen Gegenden, die vor 40 Jahren noch weit und breit mit Wald
bestanden waren, zieht heute der Pflug seine Furche, und es klingt Kindern wie
ein Märchen, wenn der Vater erzählt, er habe da einst sein Bauholz gefällt.
Der Pflug stürzt die Wälder und breitet immer mehr seine Herrschaft aus.
Darum würden bald ganze Landstriche von den Menschen verlassen werden müssen,
wenn sie nichts als Holz zur Feuerung hätten. Allein der weise und gütige
Schöpfer hat für anderes Brennmaterial gesorgt, das nur aus den dunkeln Kam-
mern der Berge und aus den Gründen an das Tageslicht zu fördern ist, um
uns für das mangelnde Holz Ersatz zu bieten; dazu gehören Steinkohlen,
Braunkohlen und Torf.
Steinkohlen bilden mächtige Lager in der Erde; gewöhnlich liegen mehrere
derselben übereinander. Von den Bergleuten werden sie losgehauen und durch
Stollen und Schachte zu Tage gefördert. Sie dienen nicht nur zur Feuerung in
Oefen aller Art, sondern werden auch in den Hüttenwerken, in Kalkbrennereien,
Fabriken u. s. w. verbraucht. Wie aber sind solche ungeheure Massen Kohlen
entstanden? Die Braunkohlenlager lassen deutlich Baumstämme und Jahr-
ringe erkennen und liefern somit den Beweis, dass sie aus Pflanzen entstanden
sind. Derselbe Fall ist es mit den Steinkohlen, nur lässt sich bei ihnen
nicht mehr die Holzfaser unterscheiden, weil sie durch das sehr hohe Altar und die
bedeutende Zusammenpressung durch aufliegendes Erdreich allmählig ein steinar-
tiges Ansehen erhalten haben. In den Kohlenschichten erblicken wir also die
Pflanzendecken, eigentliche Urwälder, welche unsere Erde seit uralten Zeiten der
Reihe nach verschönert haben, die von Wasserflächen umgestürzt und mit Erde
überdeckt, ans Mangel an Luft nur verkohlen aber nicht verwesen konnten.
Der Torf ist das jüngste kohlenartige Gebilde, welches fortwährend unter
unsern Augen aus dem Torfmoose entsteht. Indem der untere Theil dieses Moo-
ses abstirbt, erhebt sich auf demselben eine neue Moosdecke, und so wächst Jahr für
Jahr ein Lager kohlenartiger Stoffe zusammen, das in 30 bis 100 Jahren eine
beträchtliche Tiefe gewinnt. Mit der Zeit werden die untern Schichten immer
kohlenreicher, schwärzer und durch den Druck der oberhalb sich ablagernden dichter.
Daher ist der beste Torf der älteste, dessen schwarzes Ansehen und große Schwere
kaum erkennen lässt, dass Pflanzenstoffe ihn bildeten. Der jüngere Torf dagegen ist
braun, locker, und die leicht erkennbaren Moosstengel schließen allerlei auf dem
Torfgrunde vorhandene Wurzeln ein. — Dertorf enthält mehr oder weniger erdige
Beimischungen, oft 3 bis 5 Zehntheile seines Gewichts; die größere Schwere des-
selben ist darum kein sicheres Zeichen seiner Güte. Desshalb ist beim Beurtheilen
des Torfes besonders auf seinen Aschengehalt zu achten.
Von den übrigen brennbaren Mineralien ist der Schwefel am bekanntesten.
Beim Entzünden desselben entwickelt die bläuliche Flamme eine Lust, welche uns