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1902 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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eine Art Bier, welches aus Gerstensaft, und den Met, der aus
Honig und Wasser bereitet wurde.
6) (I h r e B e s ch ä f t i g n n g.) Die Hauptbeschäftigung der
freien deutschen Männer war Krieg und Jagd. Schon von Ju-
gend auf übten sie sich iw Gebrauch der Waffen. Waren Krieg
und Jagd vorbei, so lagen sie gewöhnlich auf der Bärenhaut. Den
deutschen Frauen lag die Sorge für das Hauswesen und die
Bestellung des Ackers ob, wobei sie die Sklaven und Kinder unter-
stützen mußten. Ihnen war auch die Kunst des Webens bekannt.
Sie webten daher die Kleiderstoffe und verfertigten die Kleider
für die ganze Familie.
f) (Ihre Tugenden u nd ihre Laste r.) Die alten
Deutschen zeichneten sich durch mehrere Tugenden vor anderen
Völkern aus. Besonders wurde die deutsche Treue an ihnen
gerühmt. Ein gegebenes Versprechen war ihnen heilig. Bei
ihnen hieß es: „Ein Mann — ein Wort." Ein Handschlag galt
ihnen als Eid. Darum kam auch kein Wortbruch bei ihnen vor.
Die Freiheit galt ihnen als höchstes Gut und Knechtschaft
schlimmer als der Tod. Deshalb gab es auch keine Gefängnis-
strafen bei ihnen. G a st f r e u n d s ch a f t wurde an jedermann ge-
übt, gleichviel ob er ein Fremder oder Bekannter war. Ohne zu
fragen, woher oder wohin, teilte man gerne mit ihm an Speise
und Trank, was Küche und Keller bot. War der eigene Vorrat
aufgezehrt, so wurde der Gast zum nächsten Nachbar geführt und
dort ebenso freundlich aufgenommen. Besondere Achtung ge-
noß die Frau bei den alten Deutschen. Sie war nicht die
Sklavin des Mannes, sondern seine treue Begleiterin durchs
Leben, mit der er Freud und Leid teilte. Die Ehe galt ihnen
heilig und Ehebruch kam deswegen bei ihnen nicht vor. Die
Frauen liebten ihre Männer, zogen sogar mit ihnen in die
Schlacht, feuerten die Kämpfenden durch Zurufe an, verbanden
die Verwundeten und töteten sich manchmal selbst, wenn sie
Witwen geworden waren. Es fehlte den alten Deutschen aber auch
nicht an U n t n g e n i) e n und L a st e r n. Ich will besonders zwei
hervorheben: Die Trunksucht und die S p i e l s u ch t. Bei
ihren fröhlichen Gelagen wußten sie nicht immer das richtige Maß
leinzuhalten. Oft saßen sie bei ihren Trinkgelagen bis tief in die
Nacht hinein und tranken immer noch eins. Hierbei war das
Würfelspiel üblich. Dies trieben die freien Männer oft mit solcher
Leidenschaft, daß sie nicht nur Hab und Gut und Frau und Kind,