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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 98

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
98 Bringet her dem Herrn, ihr Gewaltigen, bringet her dem Herrn Ehre und Stärke! Ps. 29, 1. 165. Friedrich der Grosze mrd sein Page. Ein berühmter preußischer General war in seiner Jugend Edelknabe an dem Hofe Friedrichs des Großen. Er hatte keinen Vater mehr, und seine Mutter nährte sich in ihrem Wittwenstande kümmerlich. Als guter Sohn wünschte er, sie unterstützen zu können; aber von seinem Gehalte ließ sich nichts entbehren. Doch fand er endlich ein Mittel, etwas für sie zu erwerben. Jede Nacht mußte einer von den Edelknaben in dem Zimmer vor dem Schlafgemache des Königs wachen, um diesem aufzuwarten, wenn er etwas verlangte. Manchen war dieses zu beschwerlich, und sie übertrugen daher, wenn die Reihe sie traf, ihre Wache gern einem andern. Der arme Page fing an, diese Wachen für andere zu übernehmen; sie wurden ihm vergütet, und das Geld, welches er dafür erhielt, schickte er dann seiner Mutter. Einst konnte der König des Nachts nicht schlafen und wollte sich etwaö vorlesen lassen. Er klingelte, er rief, allein es kam niemand. Endlich stand er selbst auf und ging in das Nebenzimmer, um zu sehen, ob kein Page da wäre. Hier fand er den guten Jüngling, der die Wache übernommen hatte, am Tische sitzend. Vor ihm lag ein Brief an seine Mutter, den er zu schreiben angefangen; allein er war während des Schreibens eingeschlafen. Der König schlich herbei und las den Anfang des Briefes, welcher so lautete: „Meine beste, geliebteste Mutter! Jetzt ist es nun schon die dritte Nacht, daß ich für Geld Wache halte. Beinahe kann ich es nicht mehr aushalten. Indessen freu' ich mich, daß ich nun wieder zehn Thaler für Sie verdient habe, welche ich Ihnen hierbei schicke." — Gerührt durch das gute Herz des Jünglings, ließ der König ihn schlafen, ging in sein Zimmer, holte zwei Rollen mit Dukaten, steckte ihm in jede Tasche eine und legte sich wieder zu Bett. Als der Edelknabe erwachte und das Geld in seinen Taschen fand, konnte er wohl denken, wo cs hergekommen sei. Er freute sich zwar darüber, weil er nun seine Mutter besser unterstützen konnte, doch erschrak er auch zugleich, weil der König ihn schlafend gefunden hatte. Am Morgen, so- bald er zum König kam, bat er wegen seines Dienstfehlers demüthig um Verge- bung und dankte ihm für das gnädige Geschenk. Der gute König lobte seine kindliche Liebe, ernannte ihn sogleich zum Offizier und schenkte ihm noch eine Summe Geldes, um sich alles anzuschaffen, was er zu seiner neuen Stellung brauchte. Der treffliche Sohn stieg hernach immer höher und diente den preußi- schen Königen als ein tapferer General bis in sein hohes Alter. — i 166. Anglist Hermann Francke. (1698.) So hieß der Gottesnrann, der vieler Waisen Vater geworden ist und durch Gebet und Arbeit ein Waisenhaus erbaut und fromme Stiftungen gegründet hat, die als Zeugen seines Glaubens noch dastehen und zu unl reden. Francke war Prediger und Lehrer in Halle. Sein Augenmerk war neben der Auslegung der heiligen Schrift auf die hülfsbedürftige Jugend gerichtet, von welcher täglich eine große Menge in seinem Hause zusammenkam, um Almosen zu empfangen. Ihn jammerte des leiblichen und geistlichen Elends, worin er diese armen Kinder traf. Wie gern hätte er auch an ihnen die Segnungen des Evangeliums zur
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