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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 208

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
208 scheu von der Ohnmacht der heidnischen Götter zu überzeugen, fällte er selbst eine uralte, dein Wodan heilige Eiche, die in der Nähe des heutigen Geismar stand. Die Um- stehenden erwarteten mit Entsetzen, daß sofort ein Blitzstrahl den Frevler treffen werde. Als das aber nicht geschah, erkannten sie die Machtlosigkeit ihrer Götzen, und viele ließen sich taufen. Ans dem Holz der Eiche erbaute Bonifacius eine dem heil. Petrus geweihte Kapelle (das nachmalige Kloster Fulda). Noch größere Schwierigkeiten fand der unermüdliche Mann in Thüringen, denn hier widerstrebten auch viele irrgläubige und sittenlose Priester seinen Anordnungen, sodaß er viele ihres Amtes entsetzen und neue an ihre Stelle berufen mußte. Dennoch ließ er nicht nach in seinem Eifer; überall gründete er-Kirchen und Klöster, und wie er selber mit dem feurigsten Glauben die werkthätigste Liebe verband, so wurden auch die unter seinem Einfluß gestifteten Klöster bald Zufluchtsörter für die Bedrängten, Herbergen für die Wan- derer, Spitäler für die Kranken und Pflanzstätten für Kunst und Wissenschaft. Nach diesen Erfolgen ertheilte ihm der Papst die Würde eines Erzbischofs und lud ihn ein, wieder nach Rom zu kommen. Während dieses Besuches kamen seine Pläne für die Gestaltung der deutschen Kirche zur Reife: als er zurückkehrte, war er fest entschlossen, die Kirchenverfassung des ganzen Landes gleichmäßig zu ordnen und den Papst zum Schieds- richter derselben zu machen. Er berief im Jahre 742 die erste deutsche Kircheuversammlung, welche strenge Gesetze gegen den anstößigen Lebenswandel vieler Geistlichen erließ und feierlich den römischen Bischof oder Papst für das Oberhaupt der deutschen Kirche erklärte. Im Einverständniß mit Pipin stellte er daun auch im westlichen Theil des Frankenrciches, dem heutigen Frankreich, dieselbe Kirchenverfassung her und ließ die Oberhoheit des Papstes von allen Bischöfen anerkennen. Nachdem Bonifacius 30 Jahre lang für die Ausbreitung deö Christenthums in Deutschland gewirkt hatte, ward er zum Erzbischof von Mainz gewählt. In dieser mäch- tigen Stellung salbte er Pipin den Kleinen, den starken Reichsverweser des Frankenrciches, zum König; aber die Vollmacht dazu ließ er sich vom Papste geben, sodaß auch dies Ereigniß wesentlich dazu beitrug, die strenge kirchliche Ordnung und die Oberhoheit des Papstes zu befestigen. Aber obgleich er so der erste Kircheufürst Deutschlands war, vergaß er doch nicht seiner eigentlichen Lebensaufgabe, der mündlichen Verkündigung des Evangeliums und der Heidenbekehrung. In seinem siebzigsten Jahre legte er seine erzbischöfliche Würde nieder. und ging noch einmal als Glaubensbote oder Missionar zu den westlichen Friesen. Keine Gefahr oder Beschwerde achtend, zog er von Ort zu Ort und predigte mit solcher Begeiste- rung, daß täglich Hunderte sich taufen ließen. Aber in der Gegend des heutigen Grö- niilgen drang eine Schaar heidnischer Friesen, voll Erbitterung über die Zerstörung ihrer Götzenbilder, auf ihn ein; seine Begleiter griffen zu den Waffen, aber er verbot ihnen jeden Widerstand, indem er auf die fromme Ergebung des Heilandes verwies; und so erlitt er mit 52 Genossen den Märtyrertod im Jahre 755. Sein Schwert und Schild war der Glaube an Jesus Christus; aber mit dieser Wehr und Waffe hat er Dinge vollbracht, die vorher unmöglich erschienen waren. 5. Karl der Grosze. Pipin der Kleine, der im Einverständniß mit dem Papste dem letzten Sprößling des verkommenen Herrschergeschlechts der Franken die Locken geschoren und ihn in ein Kloster gesandt, dann aber selbst den Thron des .mächtigen Reiches bestiegen hatte, stammte nicht aus einem edlen Geschlechte,
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