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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 212

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
212 Doch über diesen gewaltigen Plänen versäumte Karl nicht, sein Bolk auch zu bilden. Neben der Kirche sollten Schulen dazu mitwirken. An seinem Hose versammelte er die gelehrtesten und weisesten Männer seiner Zeit, darunter den Angelsachsen Ale uin. Mit diesen unterhielt er sich, wenn er von seinen Feld' zögen ausruhte, über gelehrte Dinge, und unermüdlich war er, sich zu unter- richten und seine mangelhafte Jugendbildung zu vermehren. Außer dein Deut- schen sprach er das Lateinische recht gut; das Lesen aber ward ihm schwer. Rechnen lernte er erst im höheren Mannesalter: auch das Schreiber: versuchte er und gab sich große Mühe dabei, aber die Finger, die das Schwert zu füh- ren gewohnt waren, fügten sich nicht mehr dein Zwange, Buchstaben zu inalen. Desto eifriger war er darauf bedacht, im Volke und besonders unter der Geist- lichkeit die nöthigen Kenntnisse zu verbreiten; er griindete viele Klosterschulen, und die Knabenschule an seinem Hofe stand unter seiner eignen Aufsicht, er ließ sich die Arbeiten der Schüler vorlegen und belohnte den Fleiß und strafte die Faulheit. Auch beim Ehorgesang in seiner Kapelle spähte er scharf nach Prie- stern und Sängern, er wußte genau, was jeder vermochte, und ward sehr un- gnädig, wenn ein Fehler vorfiel. Für Ackerbau, Gewerbe, und Handel that er, im Verhältniß seiner Zeit, sehr viel. Er ließ den Kalender verbessern und ertheilte die genauesten Vor- schriften für alle Stände. So wenig die Deutschen damals zum Handel geneigt waren, so machte doch Karl einen Anfang. Er munterte die Kaufleute auf und gab ihnen bedeutende Vorrechte. Die Juden, die nach der Zerstö rung von Jerusalem durch die Römer als Sklaven fortgeschleppt und in alle Länder zerstreut worden waren, beschäftigten sich, seit sie mit den Römern unter die Herrschaft der Deutschen gekommen waren, ausschließlich mit dem Handel. Karl achtete ihren Eifer und ihr Geschick für diesen Erwerbszweig und gab ihnen trotz der Vorurtheile der Christen so viele Rechte, als die Mensch lichkcit gebot und der Vortheil des Staats verlangte. Straßen wurden ange- legt, durch strenge Gesetze die Reisen der Kaufleute gesichert. Mit den sla- vischen Handelsstätten an der Ostsee, mit den Griechen ward Verbindung angeknüpft. Jene lieferten Sklaven und Pelze, diese Edelsteine, Zeuge, Früchte. Im Innern des Reichs wurden neue Marktplätze errichtet und fremde Han- delsleute dabei zugelassen, so zu Bardewyk, Magdeburg, Erfurt, Forchheim, Regensburg, Lorch. Für Ackerbau und Handwerke war Karl ebenso besorgt, als er sich darauf verstand. Seine Pfalzen oder kaiserlichen Aufenthaltsörter, vorzüglich Aachen, Heristal, Nimwegen, Andernach, Ingelheim, Worms, Paderborn, Salzburg re., wo er Gärten, Aecker, Weinberge, Wiesen und Wälder durch eigene Knechte verwalten ließ, dienten dem ganzen Reiche als Muster guter Haus- und Feld Wirth schaft. Hier ließ er anwenden, was er von Römern und Slaven, die im An- bau des Bodens den kriegerischen Deutschen überlegen waren, erlernt hatte. Hier ließ er fremde Früchte pflanzen, fremde Thiere aufziehen und jeden Versuch an- stellen , der dein Anbau des ganzen Landes Vortheil gewähren konnte. Er gab den Bewohnern seiner Pfalzen ein eigenes, sehr ausführliches Gesetz, das eine voll- kommene Anweisung zur Landwirthschaft enthielt und dein übrigen Volke als Lehrbuch diente. Die Handwerke wurden damals noch von Weibern und Knechten besorgt. Karls eigene Töchter mußten weben und sticken und das Hauswesen besorgen,
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