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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 229

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
229 Päpste suchten deshalb durch wiederholte Verbote jene Feste zu verhindern, aber die Gefahr und der Glanz lockten zu sehr, sie wurden nicht ausgerottet. Ein Hauptunterscheidungszeichen der ritterlichen Familien wurden die Wappen, welche seit dem Anfang der Kreuzzüge, auch im Siegel, immer häufiger gebraucht wurden. Gewöhnlich erinnerten dieselben an eine Heldenthat der Vorfahren; einer z. B., der zuerst eine feindliche Mauer erstiegen hatte, erhielt eine goldene Leiter in sein Wappen, ein anderer, der angesichts der Feinde allen voran durch einen Fluß geschwommen war, ein weißes Schild mit einer quer hindurchgehenden Linie, die den Fluß andeutete. Wie die Ritter überhaupt die Vorschriften des Christenthums zu erfüllen hatten, so wurden ihnen besonders Demuth und Milde eingeschärft, zwei Tugenden, die bei dem kriegerischen Leben nur zu leicht verloren gehen konnten. Im Aenßeren zeigte sich die Verbindung des Ritterthums und der Religion besonders in den großen Ritterorden, welche so feste und wohlgeordnete Genossenschaften bildeten, daß Ansehen, Macht und Reichthum nicht ausbleiben konnten. Sie gingen unmittelbar aus den Kreuzzügen hervor: Krankenpflege und Kampf gegen die Ungläubigen waren ihre vorzüglichsten Aufgaben. Der wichtigste unter ihnen war der Deutsche Orden, gestiftet während der Belagerung von Akkon durch den Herzog Friedrich von Schwaben, Sohn Friedrich Barbarossas. Die Brüder, welche alle von deutscher Abstammung sein mußten, wurden in streitende, dienende und geistliche getheilt; die ersteren trugen einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuze. Als Akkon durch die Christen erobert war, ward es der erste Haupt- sitz des Ordens und seines Meisters. Schon unter dem vierten Hochmeister, Hermann von Salza, zählte er 2000 Ritter und besaß zahlreiche ,Güter im Morgen- und im Abendland, besonders aber in Deutschland. Da Hermann von Salza einsah, daß der Eifer für die Kreuzzüge bereits erkaltet und der gänz- liche Verlust der noch übrigen christlichen Besitzungen im Morgenlande zu befürchten sei, so nahm er das Anerbieten des Herzogs von Masovien an, dem Orden das Culmerland 'abzutreten, wenn dieser einen Theil seiner Ritter zur Bekämpfung der heidnischen Preußen an die Ostsee schicke. So begannen die Kämpfe des Ordens gegen die Preußen, wobei die Ordensritter durch zahlreiche Schaaren von Kreuzfahrern unterstützt wurden. Die Eroberung wurde von ihnen sehr planmäßig betrieben: mit jedem Schritte, den sie weiter vordrangen, legten sie Burgen an, besetzten sie mit Kriegsmannschaft und deviarteli die daneben neu erbauten Städte (Culm, Thorn, Marienwerder) mit deutschen Einwohnern. Nach einem 53 jährigen blutigen Kampfe unterwarfen sie durch Ausdauer und kriegerische Ueberlegenheit ganz Preußen, welches anfangs durch einen Landmeister verwaltet wurde. Als aber Akkon, nachdem es gerade 100 Jahre der Hauptsitz des Ordens gewesen, an den Sultan von Aegypten verloren ging, 1291, zog der Hochmeister nach Venedig, und als diese Stadt sich den päpstlichen Bann zugezogen hatte, ward der Hauptsitz nach Marienbnrg verlegt (1309). 17. Die Hinrichtung Konradins. Friedrich Barbarosias Nachfolger aus dem Hohenstaufengefchlechte hatten in Deutschland und m Italien unablässige Kämpfe mit der welfischen Partei zu bestehen. Zu der letztern zählten sich alle, welche die kaiserliche Macht zu Gunsten ihrer eigenen Freiheit zu schwächen suchten; der alte deutsche Erbfehler, unabhängig sein zu wollen und sich nicht als dienendes
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