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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 233

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
233 belehnte er seine beiden Söhne, in der Ueberzeugung, daß er nur dann, wenn er selbst eine große Hausmacht habe, den großen deutschen Fürsten gegenüber sein Ansehn wahren könne. Da er auch seine sechs Töchter mit mächtigen Fürsten vermählte, so stärkte er seine königliche Gewalt so sehr, daß er sich über- all Gehorsam zu erzwingen vermochte. Mit gleicher Thätigkeit sorgte Rudolf für die Handhabung der Gerechtig- keit und die Herstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Er durchzog das Reich voll einem Ende bis zum andern, saß oft persönlich zu Gericht und erlaubte einem jeden Zutritt, „denn," sagte er, „ich bin wahrlich nicht König geworden, um mich vor den Menschen einzuschließen." Mehrmals gab er Ge- setze zur Aufrechthaltung des Landfriedens, welche von deil Ständen des Rei- ches beschworen werden mußten. Die Uebertreter traf strenge Strafe. Einst ließ er in Thüringen neunundzwanzig gefangene Raubritter in seiner Gegenwart zu Erfurt hinrichteir. Ueber ein Jahr verweilte er hier, bis alle Raubschlösser — es waren sechsnndsechzig — gebrochen waren. Rudolf wünschte die deutsche Krone seinem Sohne Albrecht, der von seinen Söhnen allein noch am Leben war, zu hinterlasseu. Allein die Für- sten fürchteten die schnell emporstrebende Größe des habsburgischcn Hauses und den finsteren, harten und abschreckenden Sinn Albrechts. Sie wichen daher den Anträgen Rudolfs aus.' Mißvergnügt verließ dieser Frankfurt und ging, schon krank und schwach, nach Straßburg. Als er die Nähe des Todes fühlte, rief er: „Wohlan, nach Speier!" Hier, an der Begräbnißstätte der Kaiser, wollte er sein Ende erwarten, aber er kam nur bis Germershcim, wo er in einem Alter von dreiundsiebzig Jahren starb (1291). Rudolf hat den Ruhm der Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit sein ganzes Leben hindurch bewahrt. Seine Gestalt war sehr hoch und schlank, seine Sitten einfach; Speise und Trank genoß er mäßig. Er trug gewöhnlich ein schlichtes, graues Wams, das er sich wohl im Felde selbst flickte. Wenn er sprach, gewann er durch biedere Zutraulichkeit und lvar ein Freund von fröhlichen Reden und munteren Scherzen. Niemals ließ er es aber an Ernst und Ausdauer in seinen Unternehmungen fehlen. Als seinem Heere einst die Zu- fuhr abgeschnitten lvar, zog er eine Rübe aus dem Felde und aß sie roh, wor- auf die Kriegslcute ohne Murren seinem Beispiel folgten. Endlich, als nir- gends mehr etwas zu finden war, ließ er die Feinde angreifen: „Siegen wir," sprach er, „so bekommen wir Lebensmittel genug; werden wir besiegt, so erhal- ten die Gefangenen wohl Essen und Trinken." Versprechungen und Zusagen hielt er treu und fest, sodaß noch lange das Sprichwort blieb: „Der hat Ru- dolfs Redlichkeit nicht." 19. Der Graf von Havsvurg. - 1. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, im alterthümlichen Saale, saß König Rudclfs heilige Macht beim festlichen Krönungömahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, und alle die Wähler, die Sieben, wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, die Würde des Amtes zu üben. es schenkte der Böhme des perlenden Weins,
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