1872 -
Halle a/S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Keck, Heinrich, Meyn, Ludwig, Sach, August
- Hrsg.: Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Fische herbei. Was sie an Goldblechen hatten, gaben sie den gierigen Spaniern
für gefärbte Scherben und blinkendes Glas gern hin. Kolumbus ließ auf Hayti
eine kleine Festung erbauen, in welcher 38 Spanier zurückblieben; mit seinen
übrigen Gefährten trat er dann die Heimreise an, um die wichtige Entdeckung in
Europa zu verkünden.
Ungeheurer Jubel begrüßte den Helden, als er in Spanien landete; der
König und die Königin überhäuften ihn mit Ehren; das ganze Land war in Bewe-
gung gesetzt durch die Nachricht von einer neu entdeckten Welt. In kurzer Zeit
hatten sich gegen 1500 Menschen zusammengefunden, die an einem neuen Zuge
theilnehmen wollten, und schon sechs Monate nach seiner Rückkehr trat Kolumbus
mit 17 Schiffen seine zweite Reise an. Er entdeckte auf derselben abermals
mehrere Inseln, hatte aber auch manche Widerwärtigkeiten und Drangsale zu
erdulden. Wie erschrak er, als er, in Hayti angekommen, die dort erbaute Festung
zerstört und von seinen zurückgelassenen Gefährten keinen mehr übrig fand! Das
grausame Betragen der Spanier gegen die armen Inselbewohner hatte diese zu
gerechter Nothwehr gereizt; sie hatten alle ihre Peiniger erschlagen, die Feste zer-
trümmert und sich in das Innere der Insel geflüchtet. Kolumbus gründete eine
neue Niederlassung; allein seine Reisegefährten, die gemeint hatten, in der neuen
Welt Gold wie Sand auflesen zu können, verwünschten ihn, als sie nun Wildnisse
urbar machen und Aecker bauen sollten; viele von ihnen kehrten nach Spanien
zurück, und auf ihre Anklagen erschien endlich ein Abgesandter des Königs, der
über das Verhalten des Kolumbus eine Untersuchung anstellen sollte. Das war
dem edlen Helden zuviel; mißmuthig verl-ieß er die Insel und eilte nach Spanien.
Dort erkannte man auch seine Unschuld; doch vergingen zwei Jahre, ehe er die
nöthigen Schisse zu einer neuen Fahrt erhalten konnte.
Ans dieser dritten Reise entdeckte Kolumbus zuerst das feste Land
des neuen Erdtheils. Er kam an die Küste von Südamerika, wo der Orinoko-
strom sich in das Meer ergießt. Aus der Größe dieses Stromes merkte er,
daß er aus keiner Insel kommen könne. Er fuhr eine Strecke an der Küste ent-
lang und wandte sich dann nach seiner Lieblingsinsel Hayti. Aber hier standen
die Dinge höchst traurig. Wüste Unordnung und Zwietracht zerrüttete die spa-
nische Niederlassung; frecher, als je zuvor, erhoben die Feinde des Kolumbus das
Haupt. Und als er nun mit Kraft gegen die Friedensstörer einschritt, da wandten
sich diese von Neuem an den König und erhoben wider ihn die ärgsten Beschul-
digungen. Abermals kam ein Gesandter ans Spanien, ein hochmüthiger, gewalt-
thätiger Mensch. Der mißbrauchte seine Macht so sehr, daß er ohne nähere
Untersuchung den Kolumbus gefangen nehmen, wie einen Verbrecher in Ketten
legen und nach Europa abführen ließ. So sah Spanien den großen Weltent-
decker in Fesseln! Freilich gab man ihn sogleich wieder frei; allein die Beloh-
nungen, welche man ihm früher zugesagt hatte, wurden ihm nicht zu Theil.
Dennoch unternahm der kühne Mann noch eine vierte Reise. Auf derselben
hatte er furchtbare Gefahren zu bestehen. Nachdem alle seine Schisse zu Grunde
gegangen waren, schmachtete er mit seiner Mannschaft acht Monate lang auf
einer Insel mitten unter den Wilden in der äußersten Noth, bis endlich ein
Schiss erschien und ihn nach Spanien zurückführte.
Kolumbus starb, 59 Jahre alt, in der spanischen Stadt Valladolid. Sein
Leichnam wurde nach Hayti und später nach Kuba gebracht; die Kette, mit
welcher er einst gefesselt war, wurde ihm, wie er verordnet hatte, mit ins Grab