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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 256

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
256 Jetzt suchte endlich der Kurfürst von Sachsen Rettung bei Gustav, und Vieser schlug mit dem vereinigten schwedisch-sächsischen Heere die Kaiserlichen unter Tilly bei Leipzig, folgte ihm dann nach Baiern und besiegte ihn abermals am Lech. Da wandte sich der Kaiser in seiner Noth anseinen früheren Feldherrn Wallen- stein, aber erst nach langem Zögern gab der stolze Mann den flehentlichen Bitten nach. Er warb ein Heer, das ihm allein gehören sollte, bei dem der Kaiser nichts zu sagen hätte, ja, nicht einmal erscheinen durfte. Nun hatte Gustav Adolf wieder einen tüchtigen Feind zu bekämpfen. Bei Nürnberg trafen beide Heere zusammen und standen monatelang verschanzt ein- ander gegenüber. Walleustein wagte keine Schlacht; Gustav suchte vergeblich Wallensteins festes Lager zu erstürmen. Endlich zogen sowohl die Schweden wie die Kaiserlichen davon. Wallenstein wandte sich gegen Sachsen. Schreckliche Verheerungen, Raub, Brand und Mord bezeichneten seinen Weg. Nasch eilte der Schwedenkönig ihm nach. Auf seinem Zuge durch Sachsen empfing ihn das Volk wie seinen rettenden Engel. Von allen Seiten drängte es sich jubelnd um ihn her, fiel vor ihm auf die Kniee und suchte die Scheide seines Schwertes, den Saum seines Kleides zu küssen. „Ach," sagte der König traurig, „ich fürchte, daß mich Gott wegen der Thorheit dieser Leute strafen werde. Ist es nicht, als ob sie mich zu ihrem Abgott machten? Wie leicht könnte der Gott, der die Stolzen demüthigt, sie und mich empfinden lassen, daß ich nichts bin als ein schwacher, sterblicher Mensch!" Bei dem Städtchen Lützen, nicht weit von Leipzig, erreichte er Wal- lensteins Heer. An einem kalten Herbstmorgen, 16. November 1632, während dichter Nebel die Gegend bedeckte, bereiten sich die Schweden zur Schlacht. Der König sinkt betend auf die Kniee, mit ihm sein ganzes Heer. Begleitet von Pau- ken- und Trompetenschall erbraust der Gesang: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Gegen Mittag bricht die Sonne durch die Nebelhülle. Da schwingt sich der König auf sein Streitroß und ruft: „Nun wollen wir dran! Das walt' der liebe Gott! Jesu, Jesu! hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehre!" Und mit dem Feldgeschrei: „Gott mit uns!" stürmen die Schweden gegen die' Wallensteinschen an. Es entsteht ein verzweifelter Kampf, hin und her schwankt der Sieg. Endlich dringt der schwedische rechte Flügel, von Gustav selbst geführt, siegreich durch und jagt die Feinde fliehend vor sich her. Da erfährt der König, sein linker Flügel wanke. Mit Blitzesschnelle eilt er dorthin; nur wenige können ihm folgen. Sein kurzes Gesicht bringt ihn zu nahe an den Feind; er erhält einen Schuß in den Arm, gleich darauf einen zweiten in den Rücken. Mit dem Seufzer: „Mein Gott, mein Gott!" sinkt er vom Pferde. Und über den Ge- fallenen stürmen die schnaubenden Kriegsroffc hinweg und zertreten mit ihren Hufen den edlen Leib. Des Königs Tod erfüllt die Schweden mit glühendem Rachedurst. Gleich grimmigen Löwen stürzen sie sich auf die Feinde und werfen alles vor sich nieder. Nichts hilft cs den Kaiserlichen, daß der kühne Reiter- general Papp en heim ihnen frische Truppen zuführt. Er selber fällt, von schwedischen Kugeln durchbohrt; und nun ist der Sieg errungen. Mit'dem Rufe: „Der Pappenheimer ist todt, die Schweden kommen über uns!" ergreifen die Kaiserlichen die Flucht. Aber der Verlust ihres Heldenkönigs raubte auch den Schweden die Siegesfreude. Erst am andern Tage fanden sie seinen Leichnam, der Kleider beraubt, bedeckt mit Blut und vielen Wunden. Er wurde nach Schweden gebracht und zu Stockholm in der königlichen Gruft bestattet. Die
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