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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 288

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
288 2. Aber auch diese Verabredungen sicherten nicht lange den Frieden. Der preußische Statthalter in Schleswig, General von Manteufsel, regierte hier mit Festigkeit, aber zugleich mit großem Wohlwollen gegen die Bevölkerung; aber unter den Augen des österreichischen Statthalters in Holstein, des Generals von G ablenz, geschah vieles, wodurch gegen Preußen Erbitterung hervorgerufen ward. Zugleich drängte sich die Entscheidung der Frage heran: wer Herr in Deutsch- land sein solle: das evangelische und reindeutsche Preußen oder das katholische und nur zum kleineren Theil Deutschland ange- li orige Oesterreich. Das letztere rüstete sich insgeheim, um Preußen mit Hülfe anderer deutschen Fürsten gewaltsam niederzudrücken, es zu zerstückeln und zu entehren; gleichzeitig verlangte aber der kraftvolle Graf Bismarck eine solche Umgestaltung des Deutschen Bundes, daß Preußen dieselben Rechte und dieselbe Macht darin erhielte wie Oesterreich. So war der Krieg unvermeidlich, und es bedurfte nur eines Anlasses, ihn ausbrechen zu machen. Als nun in Holstein General von Gablenz die Stände des Landes berief, um mit ihnen ohne Preußens Mitwirkung über die Erbfolge zu berathen, erklärte General von Manteufsel den Vertrag von Gastein für gebrochen und rückte am 7. Juni 1800 über die Eider, um Preußens Rechte zu wahren. Gablenz wich ihm aus und zog mit seinen 5000 Mann Oesterreichern nach Altona und von dort auf großen Umwegen in seine Heimat. Der Kaiser von Oesterreich aber übertrug jetzt gegen seine früheren Zusagen dem Bundestage die Regelung der schleswig-holsteinischen Angelegenheit, und am 14. Juni beschloß der Bund durch Stimmenmehrheit, die Reichsarmee aufzubieten, um mit Gewalt Preußen zum Aufgeben seiner Stellung in Holstein zu zwingen. Damit war der Krieg erklärt: mit dem Schwert mußte nun ent- schieden werden, ob das alte Oesterreich oder das junge Preußen die Geschicke Deutschlands lenken sollte. 3. Eine bange Stimmung lag auf Norddeutschland: niemand konnte ja wissen, wie lange der furchtbare Krieg dauern und welchen Ausgang er nehmen würde; auch lag es nahe zu vermuthen, daß Frankreich sich in die deutschen Händel einzumischen Lust habe. Aber die ersten Erfolge des preußischen Heeres ließen die Vaterlandsliebe in hellen Flammen auflodern. Da Sachsen, Kurhcffen und Hannover es ablehnten, mit Preußen ein Bündniß einzugehen, so ging Ge- neral Manteufsel am 16. Juni bei Harburg über die Elbe und bemächtigte sich mit außerordentlicher Schnelligkeit des größten Theils des Königreichs Han- nover, um seinem König den Rücken zu decken; gleichzeitig drangen Herwarth von Bittenfeld und Prinz Friedrich Karl in Sachsen ein und besetzten die Hauptstadt Dresden. Der fromme König Wilhelm aber befahl, daß am 27. Juni ein allgemeiner Bettag abgehalten würde: ehe die große Entscheidung heran- käme, wollte er erst mit seinem Volke den Beistand des Höchsten erflehen. Von nun an war der feste und einmüthige Wille des preußischen Volkes auf Abwehr der Unbill und aus Vertheidigung des Vaterlandes gerichtet: Siegesvertrauen erhob alle Gemüther. 4. Die Hauptmacht der Oesterreicher war in Böhmen unter dem berühm- ten General Benedek versammelt. Um nun die Leiden des Krieges dem eigenen Lande möglichst zu ersparen, beschloß König Wilhelm, rasch dem Feinde zuvorzu- kommen und sein Heer in Böhmen einmarschieren zu lassen. Aber durch die engen Gebirgspässe konnten so ungeheure Massen nicht auf einer Straße sich vorwärts bewegen; daher hatte der Freiherr von Moltke, das Haupt des preußischen
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