1872 -
Halle a/S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Keck, Heinrich, Meyn, Ludwig, Sach, August
- Hrsg.: Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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treten besonders getrocknete Fische an die Stelle des Brotes und sie machen, im
Verein mit den frischen Fischen und Meersäugethieren, beinahe die einzigen
Nahrungsmittel ans.
Führen wir die wichtigsten Brotpflan-
zen auf zwei Hauptklassen, tropische
und außertropische, zurück, so müssen
Neis, Pisang, Bataten, Salep, Maniok,
Brotfrucht, Sago, Cocos, Datteln zu der
ersten Klasse, dagegen Weizen, Roggen,
Gerste, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln zu
der letzten gezählt werden; der Mais ist
für beide gemeinschaftlich.
Hinsichtlich der Menschenanzahl, welche
die verschiedenen Brotpflanzen ernähren,
wird der Reis ohne Zweifel den ersten
Rang erhalten, demnächst der Weizen und
der Mais, endlich Roggen, Gerste und Hafer.
Unter den übrigen Brotpflanzen spielen der
Pisang, Aams, die Brotfrucht und die
Kartoffel die bedeutendste Rolle.
Hinsichtlich der Fruchtbarkeit sind sie
sehr verschieden. Schon ein Vergleich der
Kornarten zeigt, daß die tropischen viel
mehr Nahrungsstoff als die außertropischen
geben. Während der Weizen in dem nörd-
lichen Europa eine 5 — 6 fällige, in dem südlichen Europa eine 8— 10 fällige
Ernte giebt, und die übrigen europäischen Kornarten ungefähr in demselben Ver-
hältniß: so bringt der Mais 80 —100, ja, in der heißen Zone 3 — 400 fällige,
der Neis 400 fällige Frucht. Jedoch ist der Ertrag dieser beiden Kornarten ver-
änderlicher als bei jenen; wenn Dürre eintritt, so mißräth der Mais, und
bleibt die Regenzeit aus, so kann der Neis nicht gedeihen. Deshalb ist häufig
in Indien und China große Hungerönoth, da die Ernährung in diesen Gegen-
den vorzugsweise auf Reis beruht.
Der Pisang oder die Banane bringt auf gleichem Boden 133 mal
soviel Nahrungsstoff als der Weizen hervor. Deshalb ist ein kleiner Garten
bei der Hütte des Bewohners hinreichend, eine Familie zu ernähren. Inner-
halb eines Jahres, nachdem er gepflanzt ist, trägt er reife Frucht; werden
alsdann die Stengel abgeschnitten, so kommen neue hervor, welche nach 3 Mo-
naten tragen.
Ein Cocosbaum giebt nach einer Mittelzahl jährlich 30 Nüsse, was ein
bedeutender Ertrag ist, wenn man auf die Größe der Nüsse und den Reichthum an
Mehlstosf Rücksicht nimmt. Der Brotfruchtbaum giebt während 8—9 Monaten
des Jahres frische Früchte; in der übrigen Zeit speist man das Brot, aus teig-
förmig zubereiteten Brotfrüchten gebacken; man nimmt an, daß 3 Bäume hin-
reichend sind, einen Menschen zu ernähren. Cook äußert sich deshalb so: „Wenn
ein Bewohner der Südsee während seines Lebens zehn Brotfruchtbäume gepflanzt
hat, so hat er die Pflicht gegen seine Familie ebenso gut erfüllt, wie ein Bauer
bei uns, wenn derselbe jedes Jahr gepflügt und gesäet, geerntet und gedroschen
Vaterländisches Lesebuch. 4. Aufl. 27