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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 12

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
12 waffenfähigen Männer fochten bald muthig an der Seite der Bürgermeister. Schon färbte das Blut zahlloser Bürger die Erde; schon lagen drei Bürger- meister, Viscnle, Garlop und von dermölen, röchelnd auf dem Kampfplatze; schon stand das Rathhaus, die Vorrathskammer der Waffen, in Gefahr, von dem herannahenden Feinde eingenommen zu werden. Da ersuchte Ulrich von der Weissenburg, „ein vernünftiger und geschwinder Mann," durch das Signal einer schmetternden Trompete die Braunschweiger um eine Unterredung. Sie wurde bewilligt. „Die Stadt ist Euer," so etwa redete er zu den feindlichen Rittern, „unsere Leute, unter ihnen unsere Edelsten, liegen todt zu Euren Füßen. Wir können uns nicht weiter vertheidigen; darum wollen mir ein Ende machen des Kampfes, das Rathhaus Euch eröffnen und die Schlüssel der Thore ausliefern. Verschonet denn des armen Volkes; ich will ihnen Sprache halten und sie be- wegen , sich in gutem ohne Blutvergießen zu ergeben." Solches alles aber redete er, um für seine Mitbürger Zeit zur Rüstung zu gewinnen. Als demnach die Feinde auf dem Marktplatze Frieden hielten und des ihnen von den Bürgern zu- kommenden Bescheides harrten, ordnete Weissenburg die Bewaffnung der Bürger, welche er nachdrücklich reizte, allen Aufforderungen Siegfrieds von Salden: zu- wider, sich nicht zu ergeben, und beschwichtigte dann und wann die ungeduldigen Feinde mit der Nachricht, daß der Bescheid bald zu ihnen gelangen werde. Das wirksamste Mittel zu deren Befriedigung aber bestand darin, daß er die in den Rathskellern in reichem Vorrathe gelagerten Weinfässer ihnen preis gab zum hastigen Trünke. Nachdem die Seinen vollkommen gerüstet waren, zog ihnen Weissenburg voran und beschied die Feinde, daß die Bürgerschaft nicht zu bewegen gewesen sei, sich zu er- geben , vielmehr ihre Freiheit bis auf den letzten Blutstropfen zu vertheidigen be- schlossen habe. „Gut; aber dann stirb zuerst!" erwiderten die Feinde und warfen sich in heftigem Zorne auf ihn. In tapferer Gegenwehr versetzte er mit seinem Streithammer noch einem Brannschweiger den Todesstoß; im Augenblicke darauf war er aber ihren zahlreichen Hieben bereits erlegen. Ueber seiner Leiche entbrannte ein furchtbare« Gefecht; wahrhaft todesmuthig kämpften die Lüne- burger; die Feinde wurden zum Weichen gebracht. Da erscholl Freudengeschrei und Beifallsjubel der Weiber von den Fenstern und Giebeln herab; das stärkte zu neuer Kampfeslust die Freunde und schwächte noch die sinkenden Kräfte der Feinde. Diese zogen sich in die Bäckerstraße, die bald von ihrem Blute, das hier reichlicher, als selbst vorher auf dem Markte vergossen.ward, überflutet wurde. „Sonderlich," so sagt der Chronist, „hat sich hier ein Bäcker wohl ge- halten , welcher mit seiner Hand über dreißig von den Feinden niedergeschlagen, er ist aber endlich auch umgekommen und auf St. Johannis Kirchhof begraben; auf seinem Grabstein sind so viel Striche gezeichnet, als er umbrachte. Es ist auch sein Bildnis an seinem Hause, in Stein gehauen, aufgerichtet, in der einen Hand ein Schwert, in der anderen eine Lanze haltend, mit der Ueberschrift: Pugna pro patria (d. i. Kämpfe fürs Vaterland). Es soll auch zu seinem Andenken die Bäckerstraße von ihm den Namen haben, so in die große und kleine eingetheilt ist." Selbst die Frauen halfen die Feinde morden, indem sie aus den oberen Gemächern der Häuser Steine auf ihre Köpfe schleuderten. Noch einmal
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