Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 56

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
— 56 — Dome in silberner Kapsel verwahrt. Auch Agnes, der Gemahlin Heinrich'«, ver- dankte Goslar mancherlei Stiftungen. Am Fuße des Petersberges ließ sie in Stein eine Kapelle aushauen, an welche sich folgende Sage knüpft: Die Kaiserin Agnes vermißte eines Tages einen reichen Schmuck; maw'suchte lange vergebens. Endlich fiel der Verdacht auf ihren Kämmerer und nach einem kurzen Verhör mußte dieser, obwohl er den Diebstahl keineswegs eingestand, mit dem Leben büßen. Nahe an dem Schloß aber stand ein alter Lindenbaum, und als im Herbst die Zweige entlaubt waren, sah man den vermißten Schmuck in einem Nabenneste glänzen. Die Kaiserin gelobte nun, um ihre Schuld gegen den hingerichteten Kämmerer zu sühnen, am Petersberge eine Kapelle zu Ehren der heiligen Jungfrau aushauen zu lassen, worin tägliche Messe gelesen werden sollte für ihr und des Getödteten Seelenheil. Aber die Kaiserin fand keine Ruhe und ging zuletzt in Italien in ein Kloster. — Den Felsen, in welchem sich die Kapelle befindet, soll der große Christoph, als er den Heiland nach Aegypten trug und auf seinem Wege über Goslar kam, aus seinem Schuh geschüttelt haben, da er ihm beim Gehen beschwerlich ward. Heinrich Iv. verweilte sehr oft in Goslar. Er baute die abgebrannte Kaiser- pfalz wieder auf, verwickelte aber die Stadt in seine unseligen Kämpfe mit den Sachsen. Während diese Heinrich Iv. ans der nahen Harzburg belagerten, mußte Goslar als gut kaiserlich viele Drangsale erdulden. Die Lehre Luther'« fand, wie in den meisten freien Neichsstädten, so auch m Goslar bald zahlreiche Anhänger. Johann Klepp verkündigte zuerst unter großem Zulaufe die „reine" Lehre, bis ihm dieses durch einen Rathsbeschluß unterlagt wurde. Ihm folgte Dietrich Schmedeken, welcher, da ihm die Kirchen von raths- wegen verschlossen wurden, unter freiem Himmel auf dem vor der Stadt gelegenen Lindenplane gottesdienstliche Versammlungen hielt, weshalb in Goölar die An- hänger der neuen Lehre spottweise die Lindenbrüder genannt wurden. Als aber Schmedeken von den Hildesheimern im Schlosse Steuerwald eingekerkert wurde, wo er 1523 den lutherischen Glauben abschwor, verließ Klepp seine Zurückgezogen- heit und predigte jetzt öffentlich in der Jakobikirche mit stillschweigender Zustim- mung des Rathes. Im Jahre 1524 ertheilte Johannes Wessel einer großen Schaar das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. 1528 wurden den Protestanten alle Pfarrkirchen der Stadt übergeben und von Magdeburg Nicolaus Amsdorf herbeigerufen, welcher feierlichst den evangelischen Gottesdienst einführte. Bis zum Jahre 1801 blieb Goslar freie Reichsstadt. Die Veränderungen, welche die französischen Kriege hervorriefen, theilten Goslar dem preußischen Ge- biete zu. Die Besitznahme erfolgte im Jahre 1802. Der wiener Congreß von 1814 und 1815 gab Goslar mit dem Stifte Hildesheim an Hannover und so wurde Goslar 1816 dem Königreich Hannover einverleibt. Die Stadt hat beinahe 9000 Einwohner. Sie liegt am Nordsaume des Harzes, zu Füßen des mächtigen Rammelsberges, den zu durchwühlen die Men- schen seit 900 Jahren nicht müde geworden sind. Sie hat mehr als die meisten deutschen Städte ihr düsteres mittelalterliches Aussehen bewahrt. Manches von dem, was die Ottoncn und Heinriche hier gebauet, was später die reichen Handels- Herren geschaffen haben, ist ein Raub der Zeit geworden: verschwunden ist der Dom Heinrich'« Iii.; Gras wächst auf der Stätte, wo Heinrich'« Iv. prächtige
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer