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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 88

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
88 eine Partei zu schwach ist und schon mitten auf der sogen. Bahn so weit zurückge- kommen ist, daß der Vorsprung der Gegner nicht wieder eingeholt werden kann: so ergiebt sie sich und alle eilen — vergnügt oder niedergeschlagen — ihren Woh- nungen zu. Diejenige Partei hat gewonnen, deren Kugel am weitesten gekommen ist, und sollte der Vorsprung auch nur aus einem Fuße bestehen. Die Partei, welche die Wette verloren hat, muß das gewettete Geld hergeben, während das der anderen wieder vertheilt wird; aber sie wird freundlich eingeladen zum„Kloot- schitelbeer," zum Trinkgelage, welches acht oder vierzehn Tage später stattfindet. Meist wird Warmbier getrunken und gewöhnlich ist mit einer solchen Nachfeier auch Musik und Tanz verbunden. Unter heiteren Gesprächen und Gesängen ver- geht ein solcher Abend. Die Wieder werden lauter, der Tanz lebhafter, bis nach tiefer Mitternacht alle jubelnd heimkehren nach Väter Weise. 40. Die Torfmoore. Ungeheure, nur von wenigen Pfaden durchschnittene Flächen sind die Torfmoore. Im westlichen Hannover finden sich nicht weniger als sechsunddreißig Geviertmeilen, von denen der Ackerbau bis jetzt nur verhältnismäßig ganz unbedeutende Strecken in Angriff genommen hat. Einsam, still und einförmig liegen sie da. Nirgends ein Baum, ein Strauch, eine Hütte, nirgends ein Gegenstand, der sich auch nur in der Höhe eines Kindes' auf der scheinbar endlosen Einöde dem Auge abgrenzte. Nichts zeigt sich als ein schwarzer Schlamm, überzogen von rostbrauner Heide und dürftigen Halbgräsern, dazwischen gelegentlich ein Tümpel mit dunklem Wasser und darüber der ewige Himmel. Nichts ist zu hören, kein Wagen, kein Hund, auf dem weichen Boden nicht einmal unser Tritt; nur bis- weilen unterbricht der klagende Ruf des Heidehuhns die tiefe, peinliche Stille. Aber nicht überall mehr zeigt uns das Moor diese großartige Ur- sprünglichkeit, diese tiefe Schwermuth, die wohl schon die römischen Le- gionen ergriff, als sie hier auf den langen Faschinendämmen und Knüppel- straßen, von denen jetzt noch Reste gefunden werden, zur Unterwerfung der Chauken vordrangen. Von der benachbarten Geest schieben sich an einigen Stellen in die Heidesümpfc trockne Landzungen auf eine kürzere oder längere Strecke hinein, und mit diesen Zangen, Tangen genannt, ziehen die Aiuvohner des Moors dasselbe allmählich zur Urbarmachung heran. Heerden genügsamer Heidschnucken gehen nach den nächsten zum Anbau geeigneten Strecken voraus. Nachdem ihr Dünger den Boden fruchtbar gemacht, wird letzterer durch kleine Kanäle von der Tiefe einer Elle entwässert, und so entsteht Ackerland, welches, nachdem Pflug, Säe- mann und Egge darüber gewesen, Jahre hindurch gute Roggenernten gewährt. Daneben werden durch Ausstechen des Torfs bis auf einige Fuß und einfache Düngung Wiesen geschaffen, die werthvolles Gras geben. Da es dazu indes großer Mengen thierischen Düngers bedarf, so geht es mit der Erweiterung dieser Moorkolonien langsam vorwärts, und nur kleine Strecken der Sumpfgegenden sind auf solche Weise bis jetzt bezwungen.
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