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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 130

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
130 188. Das Leuer im Walde. Schwedenkönige Gustav Adolf. Am 17. September 1631 stand er bei Leip- zig mit seinem Heere dem katholischen Feldherrn Tilly gegenüber. Da gab's natürlich eine Schlacht. Aber ehe sie begann, ließ der König sein ganzes Heer das Lied anstimmen: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Als der Sieg gewonnen war, warf er sich mitten unter den Toten und Verwundeten auf seine Kniee, dankte Gott und ries: „Das Feld muß er behalten" (V. 2). Das sehen wir vorher an den Vierhundert zu Pforzheim. Um ihren geliebten Landes- herrn, den Markgrafen Friedrich von Baden, vor Tod oder Gefangenschaft zu retten, als ihn Tilly 1622 bei Wimpfen geschlagen hatte, stellten sie sich an der Brücke des reißenden Bellinger Baches, dem einzigen Übergangspunkte, auf. Während die Kaiserlichen unter Trommelwirbel und Trompetenklang heran- rücken, knieet die Schar nieder. Über den Leichen ihrer Brüder und über den Leichen ihrer Feinde steigt ihr Gesang zum Himmel empor: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Der Kampf beginnt. An der Spitze der Pforzheimer steht ihr Bürgermeister Deimling. Ein Musketenschuß zerschmettert ihm das rechte Bein; er knieet aus das linke und schwingt die Fahne hoch empor. Eine Traubenkugel zerreißt ihm den rechten Arm, er nimmt die Fahne in die linke Hand. Noch einmal hebt er sie empor und sinkt, von einer Kugel durchbohrt, zu Boden. Ein Jüngling ergreift die Fahne. Furchtbar wütet der Tod; Leichen türmen sich auf Leichen. Immer mehr schmilzt die Heldenschar zusam- men; aber ihre Fahne hält sie allezeit hoch. Siehe, noch einmal flattert sie, noch einmal blitzt ihre goldene Inschrift: „Ein' feste Burg ist unser Gott" über das Feld des Todes: da saust ein Schwert durch die Luft, die Fahne sinkt: der letzte der Vierhundert ist gefallen. Soviel aus der Lebensgeschichte dieser köstlichsten Perle unter allen evan- gelischen Liedern. Zum Schlüsse sei noch des alten Reimleins gedacht: Ein' feste Burg ist unser Gott, half vor alters, hilft noch aus Not. Runkwitz. 188. Das Feuer im Walde. Zwei Knaben liefen durch den Hain und lasen Eichenreiser auf und türmten sich ein Hirtenfeu’r, indes die Pferd’ im fetten Gras am Wiesenbache weideten. Sie freuten sich der schönen Glut, die wie ein helles Osterfeu’r gen Himmel flog und setzten sich auf einen alten Weidenstumpf. Sie schwatzten dies und schwatzten das vom Feuermann und Ohnekopf, vom Amtmann, der im Dorfe spukt und mit der Feuerkette klirrt, weil er nach Ansehn sprach und Geld, wie’s liebe Yieh die Bauern schund und niemals in die Kirche kam. Sie schwatzten dies und schwatzten das vom sei’gen Pfarrer Habermann, der noch den Nufsbaum pflanzen tät, von dem sie manche schöne Nuss herabgeworfen, als sie noch zur Pfarre gingen, manche Nuss! Sie segneten den guten Mann in seiner kühlen Gruft dafür und knackten jede schöne Nuss noch einmal in Gedanken auf. — Da rauscht das dürre Laub empor, und sieh, ein alter Kriegesknecht wankt durch den Eichenwald daher, sagt: „Guten Abend!“ wärmet sich und setzt sich auf den Weidenstumpf. „Wer bist du, guter alter Mann?“
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