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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 225

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
225 4. Bonifacius, der Apostel der Deutschen. Die Umstehenden erwarteten mit Entsetzen, daß sofort ein Blitzstrahl den Frevler treffen werde. Als aber das nicht geschah, erkannten sie die Machtlosigkeit ihrer Götter, und viele ließen sich taufen. Aus dem Holz der Eiche erbaute Bonifacius eine dem heiligen Petrus geweihte Kapelle (das nachmalige Kloster Fritzlar). Noch größere Schwierigkeiten fand der unermüdliche Mann in Thüringen; denn hier widerstrebten auch viele irrgläubige und sittenlose Priester seinen An- ordnungen, so daß er viele ihres Amtes entsetzen und neue an ihre Stelle be- rufen mußte. Dennoch ließ er nicht nach in seinem Eifer; überall gründete er Kirchen und Klöster, und wie er selber mit dem feurigsten Glauben die werk- tätige Liebe verband, so wurden auch die unter seinem Einfluß gestifteten Klöster bald Zusluchtsörter für die Bedrängten, Herbergen für die Wanderer, Spitäler für die Kranken und Pflanzstätten für Kunst und Wissenschaft. Nach diesen Erfolgen erteilte ihm der Papst die Würde eines Erzbischofs und lud ihn ein, wieder nach Rom zu kommen. Während dieses Besuches kamen seine Pläne für die Gestaltung der deutschen Kirche zur Reise: als er zurückkehrte, war er fest entschlossen, die Kirchenverfaffung des ganzen Landes gleichmäßig zu ordnen und den Papst zum Schiedsrichter derselben zu machen. Er berief im Jahre 743 die erste deutsche Kirchenversammlung, welche strenge Gesetze gegen den anstößigen Lebenswandel vieler Geistlichen erließ und feierlich den römischen Bischof oder Papst für das Oberhaupt der deutschen Kirche er- klärte. Im Einverständnis mit Plpin stellte er dann auch im westlichen Teil des Frankenreiches, dem heutigen Frankreich, dieselbe Kirchenverfassung her und ließ die Oberhoheit des Papstes von allen Bischöfen anerkennen. Nachdem Bonifacius 30 Jahre lang für die Ausbreitung des Christen- tums in Deutschland gewirkt hatte, ward er zum Erzbischof von Mainz gewählt. In dieser mächtigen Stellung salbte er Pipin den Kleinen, den starken Reichs- verweser des Frankenreiches, zum König; aber die Vollmacht dazu ließ er sich vom Papste geben, so daß auch dies Ereignis wesentlich dazu beitrug, die strenge kirchliche Ordnung und die Oberhoheit des Papstes zu befestigen. Aber obgleich er so der erste Kirchenfürst Deutschlands war, vergaß er doch nicht seiner eigentlichen Lebensaufgabe, der mündlichen Verkündigung des Evangeliums und der Heidenbekehrung. In seinem siebzigsten Jahre legte er seine erzbischöfliche Würde nieder und ging noch einmal als Glaubensbote oder Missionar zu den westlichen Friesen. Keine Gefahr oder Beschwerde achtend, zog er von Ort zu Ort und predigte mit solcher Begeisterung, daß täglich Hunderte sich taufen ließen. Aber in der Gegend des heutigen Groeningen drang eine Schar heidnischer Friesen, voll Erbitterung über die Zerstörung ihrer Heiligtümer, auf ihn ein; seine Begleiter griffen zu den Waffen, aber er verbot ihnen jeden Wider- stand, indem er auf die fromme Ergebung des Heilandes verwies, und so litt er mit 52 Genossen den Mürtprertod im Jahre 755. Sein Schwert und Schild war der Glaube an Jesus Christus; aber mit dieser Wehr und Waffe hat er Dinge vollbracht, die vorher unmöglich erschienen waren. Nach Dtelttz. In angelsächsischer Sprache lautet sein Namen Avynireth, von 'Wyn d. h. Glück, lateinisch bonum fatum; daraus erklärt sich auch sein Beiname, der urkundlich nur Boni- fatius geschrieben wird. Der Beiname „Apostel der Deutschen" ist erst sehr späten Ur- sprungs; er selbst nannte sich „Dienstmann des römischen Papstes". Vaterländisches Lesebuch. 15
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