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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 368

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
368 72. Andreas H>ofer, forberer aufsuchen. Bald stehen die kräftigen Männer einander gegenüber, den Stoßring von Eisen und Silber mit dem großen Knopfe um die Faust geschlungen; Zuschauer haben sich eingefunden, welche die Rolle der Kampf- richter spielen. Jetzt beginnt der Kampf; Schlag folgt auf Schlag, es dröhnt, Fechter wissen den Schlag zu schwächen, aufzufangen. Erst nach langer Anstrengung und vielem Blutverluste erklärt sich der eine für besiegt, worauf ihm der Sieger die Feder vom Hute nimmt. Wer 3 Federn am Hute trägt, erklärt damit, daß er es mit jedem Gegner aufnimmt. Eine anziehende Erscheinung ist der tanzende Tiroler. Jauchzend, stampfend und klatschend dreht und kreiselt er sich mit künstlerischer Fertig- keit um seine Tänzerin. Seine dichterische Anlage offenbart er durch Goßl- reime, Trutzliedle und Märchenerfindungen, seinen Kunstsinn durch Aus- schmückung des Hauses mit zierlichem Schnitzwerk und buntem Anstrich. Seine Tracht ist nach den Orten verschieden, aber allenthalben malerisch. Der Jnntaler trägt dunkle, kurze Lederhosen und Strümpfe, welche das Knie bloß lassen; ein breiter Gürtel umfaßt seine Taille, breite Hosenträger kreuzen sich über dem roten Brustlätze, und zur kurzen Jacke paßt der große, runde, mit breiten Bändern geschmückte Hut. Auch die Tracht der Frauen ist verschieden, aber ebenfalls schön. Die Unter-Jnntalerin schmückt ihr frisches Gesicht mit einem hohen, spitzen Hut und legt über den kurzen Faltenrock einen stattlichen Latz. Die Ober-Jnntalerin dagegen trägt einen grünen Filz- oder gelben Slrohhut, ein grünes Leibchen, weiße Hemdärmel, und dem schwarzen Stutzen fügt sie ein zierlich geknüpftes schwarzes Hals- tuch bei, wozu rote oder blaue Strümpfe grell abstechen. — Solche Gestalten inmitten der Riesenhäupter der Alpen, prächtiger Täler, Wasserfälle und Schneefelder, lieblicher Dörfer und Städtchen, stattlicher Klöster und Burgen machen auf das Auge des Wanderers einen höchst wohltuenden Eindruck. Kutzner. 72. Andreas Hofer. 1. öit Mantua in Banden der treue Hafer war: in Mantua zuni Tode führt ihn der Feinde Schar. Es blutete der Brüder Herz; ganz Deutschland, ach, in Schmach und Schmerz, mit ihm das Land Tirol! 2. Die Hände auf dem Rücken Andreas Hofer ging mit ruhig festen Schritten; ihm schien der Tod gering, der Tod, den er so manches Mal vom Jselberg geschickt ins Tal im heiligen Land Tirol. 3. Doch als aus Kerkergittern im festen Mantua die treuen Waffenbrüder die Hand' er strecken sah, da rief er aus: „Gott sei mit euch, mit dem verrat'nen deutschen Reich und mit dem Land Tirol!" 4. Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor, als nun Andreas Hofer schritt durch das finstre Tor; Andreas, noch in Banden frei, dort stand er fest auf der Bastei, der Mann vom Land Tirol. 5. Dort sollt' er niederlnieen; er sprach: „Das ln' ich nit, will sterben, wie ich stehe, und wie ich stand und stritt, so wie ich steh' auf dieser Schanz'; es leb' mein guter Kaiser Franz, mit ihm sein Land Tirol!" 6. Und von der Hand die Binde nimmt ihm der Korporal; Andreas Hofer betet allhier zum letztenmal; dann ruft er laut: „So trefft mich recht; gebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr schlecht! Ade, mein Land Tirol!" Mosen.
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