1902 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Meyn, Ludwig
- Hrsg.: ,, Keck, Heinrich, Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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87. Deis heilige Land.
östlichen und dem westlichen Abhange. Verbindung mit dem Meere hat es durch
Akko, ehemals Accon, einen der besten, vielleicht den besten Hafen an der Küste
dieses Landes, welcher auch stets zu den wichtigsten Kriegsunternehmungen in
jener Gegend benutzt ward. Von dort aus steigt man im Tale des Flusses
Kison aufwärts und gelangt nach einer halben Tagereise an die erste Stufe des
Hochlandes. Dann windet sich der Weg zu fruchtbaren und waldreichen Tälern
hinauf, bis man endlich nach Nazareth gelangt, das jetzt ein Dorf auf einem
öden Kalkfelsen ist. Von da führt der Weg weiter nach Kana, Turón und
Tiberias oder nördlich nach Kapernaum. Dieser Weg ward besonders da-
durch wichtig, daß Galiläa auf ihm nicht bloß seine Zufuhr vom Meere erhielt,
sondern daß der berühmteste Karawanenweg von Damaskus hierüber führte;
dadurch war Kapernaum eine wichtige Zollstelle.
Um von Galiläa nach dem südlich daran grenzenden Sam aria zu ge-
langen, muß man erst von der Hochebene Jesreel nieder- und dann zu Sama-
rias Bergstadt emporsteigen. Das Land ist bergig, hat Hochebenen, wenig
fließendes Wasser, aber häufige Regenschauer, gute Brunnen, kein undankbares
Erdreich; es trägt Kornarten, ist reich an Früchten, voll von Grastriften, und
das Rindvieh gibt ungewöhnlich viel Milch. Die Stadt Samaria, welche nach
der Teilung des jüdischen Reiches die Hauptstadt des Reiches Israel wurde,
war zugleich eine bedeutende Festung. Nicht weit von hier liegt das alte
Sichem, schon von der Zeit der Patriarchen an berühmt. Die Gegend um-
her gehört zu den lieblichsten, fruchtbarsten und am besten angebauten in ganz
Palästina, abwechselnd mit Bergen und Tälern, reich an Brunnen und Quellen,
mit einträglichem Boden, reichlichem Regen, gesunder Luftkühle. Diese herrliche
Landschaft erstreckt sich bis in die Nähe von Jerusalem. Kaum irgend ein
Winkel eines Tales ist hier unbenutzt; alles ist bevölkert. An den steilsten
Felsenwänden steigen Mauerterrassen empor, welche von Feigen, Olbäumen und
reichen Weingärten von oben bis unten beschattet werden. Die Felder sind mit
Baumwolle, Hirse, Hülsenfrüchten, Flachs und Korn besetzt. — Von allen
Seiten sind die Wege nach Samaria unbeschreiblich schwierig; daher liegt es sehr
abgeschlossen. Bevor aber Jerusalem stand, gingen doch bisweilen die Handels-
karawanen durch Samaria; an eine solche ward Joseph von seinen Brüdern ver-
kauft. — Als Salmanassar Samaria eingenommen hatte, wurden heidnische
Völker dahin versetzt und hierdurch ein Mischlingsvolk gebildet, das meistens in
einem feindlichen Verhältnisse zu Juda stand und sich bald mehr dem heid-
nischen, bald mehr dem jüdischen Gottesdienste näherte, wodurch es sich mit
Recht den Vorwurf zweideutiger Denkweise zuzog.
Der südlichste Teil von Palästina ist Judäa. Um seine Lage richtig zu
beurteilen, ist es gut, den Zugang dahin von der Küstenstadt Joppe (je£t
Jasa) her zu betrachten. Ihr Hafen ist schlecht, und Korallenriffe, welche die
Ankertaue leicht durchschneiden, ziehen sich der Länge nach an ihm hin; aber
er ist doch wichtig als Judäas einziger Hafen. Durch ihn standen David und
Salomo mit den Königen von Tyrus und Ägypten in Verbindung; hierhin ließ
Hieram das Cedernholz zum Tempelbau flößen; hierdurch erhielt Jerusalem
Zufuhr von Korn aus Ägypten. Dieser Hafen war und ist der Eingang aller
friedlichen Pilgerzüge von den Westländern nach Jerusalem. Aber der Weg dahin