1902 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Meyn, Ludwig
- Hrsg.: ,, Keck, Heinrich, Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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4. Anskar, der Apostel des Nordens.
Alster gegründet, während des ganzen Mittelalters (bis 1618) als zu Stormarn
gehörig betrachtet ward. Unermüdlich war er hier thätig, die schon gegründeten
Gemeinden im Glauben zu stärken, durchzog predigend und taufend die nahe-
gelegene Landschaft und baute Kirchen zu Bramsted, Kellinghusen, Wippenthorp
oder Faldera.
Die Gemeinden blühten auf und versprachen die beste Frucht, als sich
von Norden her ein Sturm erhob, der alles zu vernichten drohte. Schon lange
hatten die wilden Normannen unter ihren Seekönigen die Nordseeküsten mit
Feuer und Schwert verwüstet, und jetzt erschien (845) der König Horic (Erich)
mit einer Raubslotte plötzlich vor Hamburg. Die überraschten Einwohner flohen,
Anskar und seine Schüler retteten kaum ihr Leben, Hamburg ward von Grund
aus zerstört, und Kirche und Schule, die Anskar daselbst gegründet hatte, gingen
in Flammen auf. Ganz Sachsenland ward mit Schrecken erfüllt, und die
christlichen Gemeinden zerstreuten sich. In dieser Not fanden Anskar und seine
Gefährten in Ramsola, einem Landgute einer frommen Edelfrau im Lünebur-
gischen, eine sichere Zufluchtsstätte. Hier sammelte er allmählich seine Mitarbeiter
und nahm bald mit neuer Zuversicht sein begonnenes Werk wieder auf. Vor-
züglich lag ihm am Herzen, den König Horic, den Urheber alles Unheils, für
das Christentum zu gewinnen. Im Jahre 850 erschien er als kaiserlicher Ge-
sandter am Hofe des heidnischen Königs und wußte bald durch Worte und
Thaten jeden Haß und Argwohn aus dessen Seele so sehr zu entfernen, daß
er von nun an der Predigt in seinem Lande keine Hindernisse in den Weg
legte. Auf dem jetzt von Fischern bewohnten Holm (d. h. Insel) zu Schleswig
(nicht in dem gegenüberliegenden Haddeby oder Haddeboth ---- Haddes Buden)
ward damals die erste Kirche nördlich von der Eider errichtet, die Anskar der
Maria, der Mutter Jesu, weihte. Mit Freuden sah er die zerstreuten Gemeinden
sich wieder sammeln, wie Hamburg sich wieder aus der Asche erhob und seine
Gefährten in die alten Stätten zurückkehrten. Gern folgte er dem Rufe des
Kaisers, als dieser die Bistümer Hamburg und Bremen vereinigte und ihn zum
Erzbischof beider erhob. Aber auch in Bremen, wo er fortan wohnte, fand er
noch keine Ruhe. Noch einmal riefen ihn grausame Christenverfolgungen nach
Schweden, und als er kaum zurückgekehrt war, vernahm er mit Trauer, daß
nach einem blutigen Bürgerkriege Horic der Jüngere in Sliasvic die Kirche habe
schließen lassen und die Priester mit allen ihren Glaubensgenossen entflohen seien.
Zum dritten Male zog er nach Norden, an den Hof des heidnischen Königs,
und wiederum gelang es ihm, sein Vertrauen zu gewinnen. Nicht allein wurde
der christliche Gottesdienst in Sliasvic hergestellt, sondern auch in Ripen eine
zweite Kirche erbaut (860). So schied er denn und überließ treuen Männern
die weitere Leitung seiner nordischen Gemeinden, an denen sein Herz mit Liebe
und Sorge noch in seinem Alter hing. Mit hohem Dankgefühl gegen Gott
konnte er jetzt in Bremen von seiner jahrelangen, angestrengten Arbeit ausruhen.
Aber die Kräfte seines Körvers waren durch Entbehrung und Enthaltsamkeit
erschöpft; ein härenes Gewand war seine Kleidung und Wasser und Brot seine
Speise. Endlich warf ihn eine schmerzliche Krankheit danieder, und nun quälte
ihn die Vorstellung, daß er im Dienste des Herrn nicht genug gethan habe und
daher der verheißenen Märtyrerkrone nicht für würdig befunden sei. Doch, wie
einst in seiner Jugend, glaubte er auch wieder eine Stimme zu hören, die ihm