1902 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Meyn, Ludwig
- Hrsg.: ,, Keck, Heinrich, Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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16. Die Belagerung und Erstürmung von Breitenburg.
Leipzig, Wittenberg, Jena und Rostock. Alle kehrten später heim, durchdrungen
von deutschem Wesen, und mit ihnen zog die hochdeutsche Sprache gen Norden.
Sie ward die Sprache der Religion und der damit verbundenen höheren Bildung
auch in unserem Lande. Südwärts nach dein großen Vaterlande waren von
da an aller Blicke gerichtet.
Wohl haben die deutschen Kaiser am Ufer der Elbe, der Eider, der
Königsau um die Nordmarken gerungen und ihnen das Christentum gebracht,
wohl haben die Schauenburger Grasen die Selbständigkeit der Herzogtümer er-
kämpft — aber sie haben nicht den Geist des Volkes an Deutschland gekettet.
Was das Herzogtum Schleswig hat an deutschem Sinn, an deutscher Sprache,
was unsere Vorfahren verteidigt und festgehalten in Gefahr und Not, das alles
verdankt es dem Bergmannssohne aus Eisleben, Dr. Dtartin Luther.
16. Die Belagerung und Erstürmung von Breitenburg.
der Stör im Lande Stormarn erhob sich um das Jahr 1530, rings von
Moor und Marsch umgeben, die hohe, feste Burg des siegberühmlen edlen Johann Rantzau.
Zein Sohn Heinrich (ch 1598), ein gelehrter und um seine Heimat hochverdienter Mann,
der zuerst von allen hierzulande Öl-, Loh-, Papier-, Pulver- und Sägemühlen anlegte,
hatte die Burg prachtvoll durch Bildsäulen und Gemälde ausgeschmückt und reiche Schätze
an ivertvollen Büchern, Schriften, kostbaren Kunstwerken aller Art daselbst angesammelt.
Die Pracht des Schlosses und die Herrlichkeiten, die es enthielt, waren weithin berühmt
und wurden von fremden Gelehrten vielfach in Augenschein genommen. — Ein tiefer und
breiter Graben umgab das Schloß, und über ihn führte eine schöne, doppelte Zugbrücke.
Mauern mit runden Türmen und ein hoher Wall schlossen die innere Feste ein, worin
Geschütz und Waffen in großer Menge aufgespeichert lagen. Die Burg war eine Zierde
des Landes und galt für eine der stärksten Festungen. Beinahe 100 Jahre hatte sie ge-
standen, als ihre Festigkeit zuerst erprobt werden sollte.
Tilly und Waldstein drangen im September 1627 über die Elbe durch Lauenburg
in Holstein ein und wollten das reiche und wohlhabende Land ausplündern und ihren aus-
gehungerten Heeren Unterhalt verschaffen. Der König Christian Iv., in offener Feldschlacht
bei Lutter am Barenberge geschlagen und von seinen Buirdesgenossen verlassen, gedachte
zuerst mit Hilfe der Holsten den Feinden Widerstand zu leisten und erließ ein allgemeines
Aufgebot an die Bewohner, sich zu Fuß und zu Roß zur Verteidigung des Landes ein-
zustellen. Aber ehe die Mannschaften noch zusammenkamen, waren die Feinde schon weit
vorgedrungen. Mit Ausnahme des unter Christian Iii. entstandenen und für uneinnehmbar
gehaltenen Krempe, das sich eine Zeitlang hielt, fielen alle Festungen, die den Zugang
zu den fruchtbaren Gefilden der Marsch deckten, Trittau, Pinneberg, Itzehoe, ihnen beim
ersten Anlaufe in die Hände. Nur die unter Christian Iv. 1616 an der Mündung des
Rhin angelegte Feste Glückstadt blieb uneingenommen. Voll Schrecken eilte das Heer des
Königs, im eigenen Lande plündernd und raubend, unaufhaltsam nach Norden und gab
alles den schrecklichen Feinden preis.
„Das Land", schrieb ein englischer Oberst, der unter Christian den Krieg mitmachte,
„war voll Segen und schwamm in Überfluß; aber binnen sechs Wochen brach das Ver-
derben herein und aller Wohlstand war dahin."
Auch das Schloß Breitenburg ward von dem Feinde berannt. Eben vorher hatte
noch der Burgherr, Gerhard Rantzau, in dem unter Christian Iii. befestigten Rendsburg