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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 47

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
22. Aus Klaus Sarins' Leben. 47 sehr mangelhaft. Nach einigen anderen Fragen, auf welche ich Antwort gab und keine, entließ er mich mit den Worten: „Wenn Sie bis zum Anfang der Winterschule fertig deklinieren und konjugieren können, so kann ich Sie in Prima aufnehmen." Ich war froh darüber, dachte indes: Wissen die Herren Primaner nicht mehr? Ich ging erfreut über diesen Ausfall fröhlich nach Hause zurück und in meine bisherige Arbeit. Die war mehrenteils Dreschen selbander. Ich gab meinem Mitdrescher täglich 1 ß., damit er morgens recht frühe käme; nachmittags 4—5 Uhr waren wir fertig mit unserm Tagewerk, und ich lernte bis in den späten Abend. Am 7. Oktober 1797 fuhr mich mein Dienstherr mit meiner blauen Lade und den Kleidungsstücken darin samt allen meinen Büchern nach Meldorf, und ich ging selbigen Tages zum Rektor, mich darstellend und nun erwartend, daß ich in Prima gewiesen würde. Allein — auf seine Frage, ob ich gut gelernt hätte, und auf meine Erwiderung, das glaube ich, sagte er: „Aber haben wir auch neulich eine Probe gemacht im Übersetzen aus dem Deutschen ins Latei- nische?" Ich mußte nein sagen, dachte dabei: Ach, daß du damit wegbliebest! Die Probe wurde angestellt und fiel schlecht aus, worauf er sagte, es sei doch wohl besser, daß ich zuerst in Sekunda ginge; die Schule hätte auch diesen Herbst einen geschickten Konrektor bekommen. Das beugte mich; doch brach es mich nicht. 2. Hanns als Prediger in Lunden. ülan muß in Norderditmarsen gewesen sein und muß in Lunden gewesen sein, um es abschätzen zu können, wenn ein Prediger nicht schweigt in der Kommune. Einmal: Unrecht ist Unrecht, und ein Unrecht leiden von Beamten und deren unrechtem Verfahren ist überall nicht zu leiden; denn: wenn es den Grad erreicht, daß es die Herzen beschwert, indem es die Kassen leert und die Gemüter drückt, von Gott und seinem Worte wegtreibt, weil der Beamte eigen- mächtig schwere Abgaben ausschreibt — dann, acht' ich, darf, muß auch der Prediger dazu sprechen, dazu, darein. So aber ging's in Lunden vor, in und nach dem Kriege 1812—1813 her. Meine Predigt, die ich über das schlimme Treiben der Beamten hielt, ließ ich drucken zur Ermunterung, daß man das doch nicht dulden möge, da wir doch eine Obrigkeit wieder hätten in der Land- schaft, dahin der Weg offen stünde. Da habe ich nicht gesagt: Jagt die Beamten weg! Bestürmt ihnen das Haus und werft ihnen die Fenster ein! Bringt ihnen eine tüchtige Katzenmusik! Nein, solches habe ich nicht gesagt, sondern: Gehe zu deiner Obrigkeit. — Einen gewaltigen Eindruck machte die Predigt, indem sie gehalten wurde, einen gleichfalls unerhörten Eindruck, indem sie ge- lesen wurde. Mehrere haben sie auswendig gelernt. In Heide war ein Blatt aus der gedruckten Predigt genommen und ans öffentliche Brett genagelt. Man schalt mich mit Bitterkeit und Heftigkeit: Ich sollte bei der Bibel bleiben! Kein Kirchspielvogt oder Kirchspielschreiber, kein Advokat und Advokatenschreiber sprach mit mir, wenn ich mit einem solchen zusammentraf. Im landschaftlichen Hause zu Heide, einem Wirtshause, konnte ich kaum ein Quart Wein bekommen; Wirt und Wirtin schoben es mir mit abgewandtem Gesichte zu. Meine Ver- teidiger hatte ich auch, darunter recht eifrige, und sogar ein Kirchspielvogt sagte mir bei einem Zusammenkommen mit ihm, es wäre recht gut gewesen, daß ich
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